BERLIN taz | Zuletzt traf es die Moschee des Islamischen Bundes in Schwerin. Unbekannte warfen Ende April eine Scheibe des Gebetshauses ein. Sie fühlten sich offenbar sicher: Ihre Tat verübten sie am frühen Abend – und entkamen unerkannt.
Es war nur eine Attacke von vielen. Bereits 24 politisch motivierte Angriffe auf Moscheen erfolgten in diesem Jahr bundesweit. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Grünen- Anfrage hervor, die der taz vorliegt. Die Polizeien ermitteln wegen volksverhetzenden Schriftzügen, Sachbeschädigung oder Körperverletzung. In einem Fall auch wegen Brandstiftung: Im saarländischen Neunkirchen wurden zwei Molotowcocktails in den Hof einer Moschee geworfen. Die Brandsätze erloschen ohne Schaden.
Damit steigt die Gewalt gegen Muslime weiter an. Bereits im vergangenen Jahr zählten die Länderpolizeien 55 Angriffe auf Moscheen. Nicht erfasst waren Straftaten gegen sonstige muslimische Einrichtungen wie Moscheevereine.
Der Islamverband Ditib zählte auch auf Moscheen weit mehr Angriffe im vergangenen Jahr: 99. Zwei Jahre zuvor waren es noch 12 Übergriffe. Der Ditib- Vorsitzende Nevzat Aşıkoğlu sprach von "alarmierenden“ Zahlen. Die Innenminister der Länder haben inzwischen reagiert: Künftig sollen die Länderpolizeien "Islamfeindlichkeit“ als eigenes Deliktfeld in ihre Statistiken aufnehmen.
Die Aufklärungsbilanz ist bisher mager: Nur fünf Tatverdächtige ermittelten die Beamten zu den Angriffen in diesem Jahr. Die Grünen-Innenexpertin Monika Lazar sprach von einer "erschütternd geringen“ Quote. "Das deutet auf gravierende Mängel in der Arbeit der Sicherheitsbehörden hin.“
Zuletzt hatte eine Studie der Universität Leipzig eine hohe Islamfeindlichkeit in der deutschen Gesellschaft nachgewiesen. 41 Prozent der Befragten sprachen sich in der Erhebung dafür aus, Muslimen grundsätzlich die Einwanderung zu verweigern. Jeder Dritte erklärte zudem, bereit zu sein, sich mit Gewalt "gegen Fremde durchzusetzen“. Konrad Litschko
Ditib zählt einen rasanten Anstieg der Übergriffe seit 2013.