Zur Konferenz unter dem Titel „Sport und Politik verein(t) für Toleranz, Respekt und Menschenwürde“, die am 18. Januar 2011 in Berlin stattfand, erklären Monika Lazar, Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus und Winfried Hermann, Sprecher für Sportpolitik:
Konferenzen für Toleranz und Respekt im Sport sind stets begrüßenswert, müssen aber über plakative Events hinausreichen. Es ist gut, wenn gesellschaftliche Akteure sich in ihren Zielen gegen Gewalt und Diskriminierung gegenseitig bestärken, genügt aber nicht. Der Sport könnte in diesem Engagement eine enorme Kraft entwickeln; dennoch sind die Erfolge bislang überschaubar geblieben. Ein Grund dafür ist die Skepsis innerhalb der lokalen Sportverbände, die sich von gesellschaftspolitischen Vorgaben häufig abgrenzen und auf die Grenzen des Ehrenamtes verweisen. Auf der anderen Seite steht das Versäumnis der politischen Verantwortungsträger, die finanziellen Ressourcen bereitzustellen, die für ein nachhaltiges Arbeiten zivilgesellschaftlicher Initiativen im Sport notwendig wären. Auch im gestern dargelegten Handlungskonzept der Bundesregierung fehlt eine klare Zusage zur materiellen Absicherung der Vorhaben. Eine Kompensation durch Programme wie „Zusammenhalt durch Teilhabe“ greift aufgrund der finanziellen Unterdeckung nicht. Ebenso werden durch dieses Programm abermals nur große Träger, wie die Landessportbünde, unterstützt. Kleinere Projektträger, die seit Jahren unter schwierigen Bedingungen mit Sportvereinen arbeiten, wurden als nicht förderfähig eingestuft. Die Landessportbünde wären gut beraten, dieses vorhandene Know-How aufzugreifen.
Die Sensibilisierung und Aufklärung über Diskriminierung und Neonazismus muss integraler Bestandteil der TrainerInnen-Ausbildung werden. Die Sportverbände sind aufgerufen, Antidiskriminierungsbeauftragte in ihre Strukturen aufzunehmen. Ziel ist es, eine „Kultur des Hinsehens“ zu gestalten, die auf Demokratie und Toleranz baut.
Die gestrige Konferenz muss endlich der Startschuss dafür sein, dass Sport, Politik und Zivilgesellschaft an einem gemeinsamen Strang ziehen. Wir fordern die Bundesregierung auf, ihrer Aufgabe als ein Brückenbauer zwischen den einzelnen Instanzen gerecht zu werden. Dazu bedarf es auch einer personellen Infrastruktur, wie wir sie als Bundestagfraktion Bündnis 90/Die Grünen in unserem Antrag „Alle Formen von Diskriminierungen thematisieren – Bürgerrechte von Fußballfans stärken – Für einen friedlichen und integrativen Fußballsport“ gefordert haben.