HALLE/MZ. 700 Zuschauer waren zum Heimspiel Roter Stern Leipzig gegen Mügeln gekommen. Sie spannten Transparente und Banner: "Love Football - Hate Fascism". Der Fußball geriet zur Nebensache in jenen Oktobertagen - eine Woche zuvor hatten im 20 Kilometer entfernten Brandis rechte Schläger buchstäblich Jagd auf Roter Stern gemacht, auf dem Spielfeld, auf die Fans. Ganz Mediendeutschland schaute einmal mehr schaudernd in die ostdeutsche Fußballprovinz.
Am vorigen Wochenende reisten die "Sterne" zum Auswärtsspiel in der Leipziger Bezirksklasse nach Mügeln. Es waren weniger Zuschauer da, dafür mehr Polizei. Und: Ein Trupp Neonazis, der antisemitische Sprüche skandierte und die Gästespieler beschimpfte - nach 80 Minuten pfiff der Schiedsrichter ab. Aber auch dieser Vorgang liegt beim Sportgericht: In der ersten Halbzeit wurde das Spiel für 25 Minuten wegen handgreiflicher Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Roter-Stern-Fans unterbrochen. Und schon vor dem Anpfiff traten Stern-Anhänger aggressiv auf, skandierten "Rache für Brandis". Ein Leipziger habe einen am Boden liegenden Mügeln-Fan mehrfach in Richtung des Kopfes getreten, berichtete die Polizei. Die Ermittlungen zu den Vorgängen laufen derzeit noch.
Was ist das für ein Verein, der einen Sowjetstern im Logo führt? "Wir sind antifaschistisch und antirassistisch, was selten genug im Fußball ist. Und damit passen wir nicht in das Weltbild vieler Leute", sagt Adam Bednarsky. Er war 1999 einer der Gründer der bunten Spaßfußballer-Truppe im Leipziger Stadtteil Connewitz mit seiner starken linksalternativen Szene. Die meisten der 20 fußballbegeisterten jungen Leute waren Studenten. Heute hat das Projekt RSL 250 Mitglieder, neun Teams im Spielbetrieb und eine Bambini-Truppe. 2009 bekam der Verein den sächsischen Demokratiepreis verliehen... [weiterlesen]