Die massive Nazipräsenz im Umfeld der Kundgebung der Kampagne „Meine Stimme gegen Nazis“ (MSGN), die am 22. August 2009 in Colditz stattfand, bewies einmal mehr, wie wichtig das zivilgesellschaftliche Engagement ist. Im Nachgang der Veranstaltung mussten die auswärtigen TeilnehmerInnen unter Polizeischutz aus der Stadt eskortiert werden, da eine größere Gruppe von Nazis versuchte, die Teilnehmer zu attackieren.
Colditz hat für mich die „zivilgesellschaftliche Belastungsprobe“ eindeutig nicht bestanden. Gesellschaftliche Akteure, die gegen die Nazistrukturen vor Ort intervenieren, laufen ständig Gefahr, Opfer von rechten Gewalttaten zu werden. Eine eklatante Situation, die ein verstärktes Engagement aller demokratischer Kräfte jenseits von Beschwichtigungen und Bagatellisierung bedarf.
Auch die nächste Station der MSGN-Tour, die Stadt Wurzen, ist durch Nazi-Aktivitäten in den medialen Fokus gerückt. In Wurzen musste die 22-jährige Julia B. (Name geändert) ihren Wohnort wechseln, da sie nicht in das Weltbild von rechten Hausmitbewohnern passte. Diese bedrohten sie über Wochen hinweg bis hin zu Sachbeschädigung und Wohnungseinbruch. Wir als DemokratInnen dürfen vor solchen Entwicklungen nicht die Augen verschließen, denn jeder Einzelfall zählt, und jedes Opfer von Nazi-Gewalt genießt unsere Solidarität.
Deshalb freue ich mich auf die Veranstaltung am Freitag, dem 28. August, ab 15 Uhr auf dem Wurzener Marktplatz - mit Infoständen, Kinderbetreuung und Musik. Es gilt, den Nazis das vermeintlich ruhige Hinterland streitig zu machen. Alle BürgerInnen sind aufgerufen vorbei zu kommen und bei der überparteilichen Veranstaltung ein Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit und für Toleranz zu setzen.