Als Gründe geben Sie die ungeklärte Sicherheitslage und die fehlende Kooperation zwischen der Stadt Colditz und den Organisatoren von Freiräume Muldental e.V., Gruppe 468, Club Courage e.V. und der Initiative „Meine Stimme gegen Nazis“ an.
Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. Wir alle sollten über das bürgerschaftliche Engagement von Colditzerinnen und Colditzern froh sein. Mit dieser Entscheidung wurden diese Menschen vor den Kopf gestoßen.
Mit der im Frühjahr 2009 gestarteten Kampagne „Meine Stimme gegen Nazis“ treten sächsische Vereine und Initiativen für mehr Demokratie und Weltoffenheit ein. Ziel ist es, den wiederholten Einzug von Nazis in den Sächsischen Landtag am 30. August 2009 zu verhindern. Unterstützt wird die im Internet unter www.meine-stimme-gegen-nazis.de präsente Kampagne von Persönlichkeiten wie der Künstlerin Noah Sow, dem DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger und dem Pfarrer der Dresdner Frauenkirche Sebastian Feydt. Auch ich habe mich dieser Kampagne voller Überzeugung angeschlossen und wollte am 22. August an dem antirassistischen Fußballturnier in Ihrer Stadt teilnehmen.
Als ganz besonders bedauerlich empfinde ich die Absage des Turniers, da ich bei meinem letzten Besuch am 1. September 2008 in Ihrer Stadt den Eindruck hatte, dass Sie offen und energisch das Thema Neonazismus und Diskriminierung anpacken. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie die von couragierten Colditzer Bürgerinnen und Bürgern geplante Veranstaltung als Chance begreifen, Ihre Stadt als tolerant und weltoffen zu präsentieren. Durch die von Ihnen getroffene Entscheidung wird nunmehr der Eindruck vermittelt, dass dieser couragierte Einsatz in der Stadt Colditz nicht willkommen ist. Wir Demokratinnen und Demokraten betonen zu Recht die Notwendigkeit des zivilgesellschaftlichen Engagements. Das geplante Fußballturnier wäre eine gute Möglichkeit gewesen, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Deshalb hätte es nach meiner Auffassung von Ihnen unterstützt werden müssen, auch wenn die Initiative nicht mit den StadträtInnen und der Stadtverwaltung bis ins kleinste Detail abgestimmt wurde. Ich denke, dass der lokalen rechten Szene durch diese Umstände zu einem Triumph verholfen wurde. Offensichtlich ist es in Colditz schwer möglich, sich öffentlich für Demokratie einzusetzen.
Ich erkläre mich an dieser Stelle mit den OrganisatorInnen des antirassistischen Turniers, als dessen Schirmherr der renommierte Sozialforscher Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer fungiert, solidarisch und hoffe, dass sich diese durch das Verhalten der Stadt Colditz in ihrem Wirken für Demokratie, Toleranz und gegen Neonazismus nicht entmutigen lassen.
Ich empfinde es Besorgnis erregend, dass nach Herrn Deuse in Mügeln innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal ein FDP-Bürgermeister ein klares Bekenntnis gegen Intoleranz und menschenverachtende rechte Einstellungen unterbindet.
Ich bitte Sie, diese von Ihnen und Ihrer Stadtverwaltung getroffene Entscheidung zurückzunehmen. Gern bin ich bereit, mich im Vorfeld der Veranstaltung mit Ihnen auszutauschen.
Colditz würde dieses antirassistische Fußballturnier gut zu Gesicht stehen.
Deshalb würde ich mich freuen, wenn Sie sich selbst am 22. August ein Bild davon machen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Lazar