Ein Kontrollbereich sorgt für mehr Sicherheit rund um die neue Asylunterkunft in Heidenau. In der Nacht zum Montag kam es in der Stadt trotzdem zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
In Heidenau gilt seit Sonntagabend ein besonderer Kontrollbereich um die Unterkunft an der S 172. Die Polizei kann nun ohne Anlass Personalien feststellen und Taschen auf Waffen, Feuerwerkskörper oder Glasflaschen überprüfen. Außerdem können leichter Platzverweise ausgesprochen werden. In der Nacht zum Montag waren mehr Polizisten vor Ort als in den beiden Vornächten. Erstmals standen auch zwei Wasserwerfer bereit.
Die verstärkten Maßnahmen halfen auch dabei, die Lage in unmittelbarer Nähe der Asylunterkunft sicher zu halten. Außerhalb dieses Bereichs kam es in der Nacht zum Montag jedoch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen Linker und Rechtsradikaler. Zuvor hatte die Polizei eine Demonstration von Flüchtlings-Unterstützern vor der Unterkunft zugelassen. Die Demonstranten wurden zu einer Gruppe von etwa 150 Menschen in unmittelbarer Nähe der Asylunterkunft vorgelassen. Der Gruppe schlossen sich nach Schätzung eines SZ-Reporters etwa 250 Anhänger der Antifa an. Diese Teilnehmer der Demo waren schwarz gekleidet und teils mit Tüchern oder Sturmhauben maskiert.
Bei der Kundgebung wurden Willkommensgrüße für Flüchtlinge skandiert. Auf Plakaten hieß es: „Kein Spielraum für Nazi-Schläger“. Die Stimmung war zunächst nicht aufgeheizt, dennoch rief der Anmelder der Demonstration einem Tweet eines Reporters zufolge: „Aggressionen runterfahren, sonst kriegen Geflüchtete Angst.“
Eskalation auf dem Rückweg
Die von dem Grünen-Landessprecher Jürgen Kasek angemeldete Kundgebung sollte die Solidarität mit den Flüchtlingen betonen. Schaulustige und erkennbar rechte Gegner hatte die Polizei abgewiesen. Nach Abschluss der Demonstration wurde die Gruppe von der Polizei in Richtung Nord-Bahnhof geleitet. Auf dem Weg dorthin kam es zu Zusammenstößen von Links-Autonomen mit Rechten. Beobachter sprachen von einigen Verletzten. Die Polizei griff mit Schlagstock und Pfefferspray ein und trennte die Gruppen. Von welcher Seite die Aggression ausging, ist nicht klar. Es sollen gegenseitige Provokationen vorangegangen sein.
Im Umfeld einer Tankstelle, die sich an der S 172 und in der Nähe der Asylunterkunft befindet, war die Situation eskaliert. Vor Mitternacht sicherte die Polizei auch diesen Bereich ab. Es wurden dort zahlreiche Schlagwerkzeuge gefunden. Auch hier ist nicht geklärt, von wem oder welcher Gruppe die Gegenstände stammten.
Die Leipziger Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar nannte den Auftritt der Antifa in Heidenau „suboptimal“. Zugleich bedauerte sie, dass nicht mehr „normale Bürger“ zu dem Heim gekommen seien, um sich für die Flüchtlinge einzusetzen. „Es waren ja auch viele Flüchtlinge hier draußen, so dass man sie hätte kennenlernen und vielleicht auch Vorurteile abbauen können“, sagte Lazar.
Polizei erhöht Präsenz
Um die Lage in Heidenau zu kontrollieren, sind laut Polizei mehr Beamte im Einsatz als am Freitag und Samstag. Angaben zur genauen Anzahl machte die Behörde nicht. Erstmals standen auch zwei Wasserwerfer bereit. In die Nähe des Gebäudes - einem früheren Baumarkt - werden lediglich Unterstützer von Flüchtlingen gelassen. Etwa drei Dutzend Menschen, darunter Grünen-Politiker, drückten vor dem Heim ihre Solidarität mit den Menschen aus.
Im Umfeld der Unterkunft hätten sich bis zum Sonntagabend immer wieder auch Schaulustige und erkennbar rechte Gegner versammelt, sagte Polizeisprecher Marko Laske. Diese seien von den Beamten persönlich angesprochen worden. „Potenzielle Gewalttäter werden so in die Öffentlichkeit gezogen, weil ihre Personalien aufgenommen werden“, erklärte Laske. Dies habe auch eine abschreckende Wirkung.
In der Unterkunft sollten nach Angaben des Betreibers bis Sonntagabend etwa 320 Menschen untergebracht sein. Ausgelegt ist das Flüchtlingsheim in dem früheren Praktiker-Baumarkt für bis zu 600 Menschen.(fsc/dpa)
[Quelle: www.sz-online.de/...polizei-verhindert-dritte-gewaltnacht-vor-asylunterkunft]