Geithain. Von der Eröffnung durch die Stadtchefin bis zu den letzten Ska-Klängen der Band „Tornados" feierten Geithainer und ihre Gäste am Sonnabend einen schönen und friedlichen „Tag der Vielfalt.Geithain". Mit der Resonanz waren die Organisatoren von der „Geithainer Runde für Demokratie" zufrieden. Die Anmeldung für einen zweiten „Tag der Identität" von NPD und Freiem Netz Borna/Geithain hatte es, anders als im August des Vorjahres, für den Sonnabend doch nicht gegeben. Diesmal war es bei Ankündigungen im Internet geblieben.
„Wir sind zufrieden", konstatierte am Sonnabend gegen 22 Uhr Oliver Voigt von der „Geithainer Runde für Demokratie", als junge Leute im Festzelt zum letzten Tornado-Titel tanzten, im Takt wippten. Mehr Publikum, als gedacht, sei gekommen – sowohl Familien am Nachmittag, als auch junge Leute zum Konzert am Abend, so das Mitglied der Initiative für ein weltoffenes Geithain. Eröffnet hatte die Veranstaltung am Nachmittag Bürgermeisterin Romy Bauer (CDU) als Schirmherrin. „Unabhängig von allen parteipolitischen Interessen stehen wir in der Stadt und Region zusammen, um menschenverachtenden Erscheinungen Paroli zu bieten und ihnen deutlich entgegenzutreten", so Bauer. Das heiße: Ganz konkret, offen und ehrlich mit der Situation umgehen. „Wir stehen zusammen als Bürgerschaft und lassen keinen Raum für Gewalt und Extremismus, andererseits wollen wir nicht in Panik oder Angststarre verfallen, sondern offensiv und aktiv auftreten, unseren Standpunkt offen vertreten." Dazu brauche man Unterstützung durch Polizei und Ermittlungsbehörden, Bauer würde sich eine schnellere Aufklärung von Straftaten wünschen. Der „Tag der Vielfalt" sei der richtige Weg, zu zeigen, „wer wir sind und was wir können." Er reihe sich ein in eine Vielzahl von Veranstaltungen in der Stadt und sie würde sich wünschen, dass solch ein Sommerfest Tradition wird.
Andrea Hübler von der Opferberatung Leipzig verwies auf die Gefahr rechtsmotivierter Gewalt. Auch, wenn die Zahlen im letzten Jahr leicht zurückgegangen seien, sehe man keinen Anlass zur Entwarnung. Hübler: „Die Dunkelziffer von rechtsmotivierten Gewalttaten dürfte sehr hoch sein. Zudem verschweigen die bloßen Zahlen einen Punkt – und zwar die Zunahme der Brutalität der Angriffe." Solvejg Höppner vom Mobilen Beratungsteam des Kulturbüros Sachsen nannte bemerkenswert, dass eine kleine Gruppe von sehr aktiven Menschen dieses Bürgerfest organisiert habe. Sie hob Engagement und Zuversicht hervor, mit der die ehrenamtlichen Organisatoren das Ziel, dieses Fest auf die Beine zu stellen, bei allen Problemen verfolgt hätten. Stark beeindruckt habe sie auch, dass so viele, die angesprochen wurden, bereit waren mitzuwirken. Dazu gehörte auch der DRK-Kreisverband Geithain.
„Wir wollen als großer Arbeitgeber gern unsere Präsenz zeigen, das passt hier gut rein", erklärte Kreisgeschäftsführer Hans-Joachim Neuenfeld. „Ich will Geithain nicht verlieren, es ist schön, beim Fest dabei zu sein", sagte Mohammad Abid Sayal, der Speisen anbot. Auf seine unterdessen geschlossene Pizzeria in Geithain waren, wie berichtet, mehrere Anschläge verübt worden. „Wir wollen zeigen, dass wir uns international engagieren und alle Leute so akzeptieren, wie sie sind", erklärten Lisa Lätzsch und Christin Lerche von der Schülerfirma des Internationalen Wirtschaftsgymnasiums Geithain, die Kaffee und Kuchen anboten.
Auch Politprominenz gehörte zu den Besuchern. „Man muss offensiv sein, den Mund aufmachen und zeigen, dass wir die demokratische Mehrheit sind", sagte Monika Lazar, die als Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag arbeitet. Axel Troost, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei, hob das „breite Bündnis von unten" hervor, dass die Veranstaltung organisiert habe. Das Fest solle möglichst eine feste Einrichtung werden, es tue dem Landkreis sehr gut. Linken-Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz betonte: „Demokratische Kultur hat hier vor Ort Gesicht gezeigt, das drängt die Antidemokraten zurück."
Quelle: LVZ-Online