WM 2018 in Russland: Streit um Daten deutscher Fußball-Fans

Pressebericht, ARD/Bayerischer Rundfunk, 17.03.2018

Mittlerweile ist es längst üblich, dass sich deutsche Sicherheitsbehörden mit denen der Gastgeberländer vernetzen und auch Daten über auffällig gewordene Fans übermitteln. Doch vor der WM in Russland gibt es dabei in mehrfacher Hinsicht große Probleme.

Die Anfrage russischer Sicherheitsbehörden liegt bereits bei der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze in Duisburg. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage hervor.

Mit deutscher Hilfe könnte man Hooligans herausfiltern, bevor sie zur WM reisen. Daten von deutschen Fußballfans einfach nach Russland schicken? Das hält die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar von den Grünen für problematisch.

"Auch die staatlichen Stellen müssen sich an Recht und Gesetz halten, damit wir sicher sind, dass die Daten, die in unserem Rechtsstaat gesammelt werden, nicht in falsche Hände kommen." (Monika Lazar, MdB Bündnis 90/GRÜNE)



Sicherheit oder Datenschutz? Was ist wichtiger?

Auch die Bundesdatenschutzbeauftragte lehnt eine – Zitat: "pauschale präventive Übermittlung von Daten nach Russland“ ab. Was ist nun wichtiger? Die Sicherheit oder der Datenschutz? Für den CDU-Abgeordneten Frank Steffel keine Frage.

"Priorität muss der Schutz der Zuschauer haben, Priorität muss ein friedliches Sportereignis haben. Wir würden ja auch von Russland erwarten, dass sie uns über Hooligans informieren würden, wenn es etwa ein Quali-Spiel auf deutschem Boden gäbe." (Frank Steffel, MdB CDU)

In der Vergangenheit wurden immer wieder tausende von Datensätzen aus der sogenannten "Datei Gewalttäter Sport“ in Gastgeberländer übermittelt. Diese Art der Zusammenarbeit steht jetzt auf der Kippe, wo Großereignisse immer häufiger an autoritäre Staaten vergeben werden.


"Fußballfans haben auch Bürgerrechte"


Monika Lazar sieht bereits die "Datei Gewalttäter Sport“ kritisch. Darin sind aktuell über 10.000 deutsche Fußballfans erfasst. Und darunter nachweislich nicht nur – wie der Name der Datei suggeriert – Gewalttäter. "Fußballfans haben auch Bürgerrechte. Man muss Fußballfans vor Gewalttätern schützen, da müssen klare Trennlinien gezogen werden", sagt Lazar.

Darin ist sie sich mit ihrem CDU-Kollegen aus dem Sportausschuss ausnahmsweise mal einig. Frank Steffel vertraut vor der WM auf das Prinzip Einzelfallprüfung durch die Polizei.

"Bei Schwerstverbrechern kann niemand etwas dagegen haben, dass wir Daten zur Verfügung stellen. Beim Confed-Cup waren es auch nur sehr wenige, ich könnte mir vorstellen, dass das auch diesmal die Lösung ist." (Frank Steffel, MdB CDU)

In der Frage "Daten schicken oder nicht" steckt für die Zeit vor der WM noch jede Menge Zündstoff.


Autor: Philipp Büchner



[Quelle: www.br.de]