Die Opfer des Zwangsdopings in der DDR standen im Mittelpunkt einer Diskussion am 1. Dezember.
Als Referentinnen sprachen Ines Geipel, die Vorsitzende des Dopingoper-Hilfe-Vereins sowie Silke Gajek, Vizepräsidentin des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern und sozialpolitische Sprecherin der grünen Fraktion im Landtag.
2014 war ein besonderes Jahr: Nicht nur jährte sich die Friedliche Revolution zum 25. Mal, auch für die Gruppe der Dopingopfer war diese Jahreszahl von Bedeutung – allerdings aus einem traurigen Anlass.
Vor 40 Jahren, am 23. Oktober 1974, wurde vom SED-Zentralkomitee die "Arbeitsgruppe Unterstützende Mittel" eingesetzt. In diesem Gremium wurde über die Abgabe von Dopingmitteln an Spitzensportlerinnen und -sportlern der DDR, den "Diplomaten in Trainingsanzügen", entschieden.
Bei unserem Fachgespräch "40 Jahre DDR-Zwangsdoping. Unrecht aufarbeiten, Opfer entschädigen" haben viele Betroffene ihre Leiden geschildert. Bedrückende Berichte von Menschen, die in Sozialämtern schikaniert werden, die erst spät die Gründe für ihre teils chronischen Krankheiten erfahren haben, die noch heute um Anerkennung kämpfen müssen.
Die mediale Aufmerksamkeit für dieses Thema ist zweifellos da, es ist nun an der Politik, tätig zu werden.
Die Geschichte des DDR-Dopings ist geprägt von staatlich verordnetem Unrecht und Rücksichtslosigkeit. Tausende Sportlerinnen und Sportler waren betroffen. Die Aushängeschilder von damals leiden heute massiv unter den Folgen des Zwangsdopings, körperlich wie seelisch. Durch die Arbeit von Vereinen ist das Thema in letzter Zeit wieder medial in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Allein in den letzten zwölf Monaten haben sich über 700 Betroffene in der aus Bundesmitteln finanzierten Beratungsstelle gemeldet.
Die Geschädigten verdienen eine dauerhafte Entschädigung in Form einer Rente. Ein kleiner Kreis von Betroffenen hat vor Jahren insgesamt drei Einmalzahlungen erhalten. Zur Jahrtausendwende hat es Entschädigungszahlungen der Jenapharm und des Deutschen Sportbundes (DSB) gegeben, die auf einen gerichtlichen Vergleich hin erwirkt wurden. Parlamentarisch hat sich die damalige rot-grüne Bundesregierung 2002 im Rahmen des Dopingopfer-Hilfe-Gesetzes für eine Entschädigungszahlung eingesetzt. Hier wurden an jeden der damals gemeldeten Anspruchsberechtigten 10.500 Euro gezahlt.
Seit der letzten Erhebung anspruchsberechtigter Dopingopfer sind zehn Jahre vergangen. Die Vielzahl neuer Meldungen in der Beratungsstelle zeigt, dass hier ein erneuter Anlauf vonnöten ist. Betroffene erkennen teilweise erst spät, dass ihre gesundheitlichen Schäden eine direkte Folge des Dopings sind.
Entsprechend rechnen Experten mit einer Gesamtzahl von 2000 Sportlerinnen und Sportlern, die in jugendlichem Alter durch den DDR-Sport gedopt wurden.
Beim Fachgespräch saßen Vertreterinnen und Vertreter aller Fraktionen im Saal. Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat mittlerweile, obwohl er nicht zum Fachgespräch kommen konnte, ein Gesprächsangebot in Richtung Politik unterbreitet. Auch das Bundesinnen- und das Justizministerium werden von parlamentarischer Seite kontaktiert.
Das nächste Jahr bietet eine gute Gelegenheit, bei dem Thema substanzielle Fortschritte zu machen. Auch 2015 gibt es einen Jahrestag zu begehen: 25 Jahre Wiedervereinigung. Ein willkommener Anlass, den Dopingopfern der DDR endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.