Es ist ein klares Bekenntnis zu der Gaming-Branche in Deutschland. Die Bundesregierung fördert künftig die Entwicklung von Computerspielen. Im kommenden Jahr sollen 50 Millionen Euro für einen Games-Fonds bereitstehen. Das hat gestern der Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossen: „Das ist ein gutes Zeichen für die Games-Industrie in Deutschland“, sagte Johannes Steiniger, für die CDU-Fraktion Mitglied im Sportausschuss des Bundestags, als in dieser Nacht auf Antrag der Grünen-Fraktion erstmals im Bundestag über das Thema E-Sport debattiert wurde.
E-Sport sei mittlerweile ein weltweites Phänomen, das alleine in Deutschland drei Millionen Menschen begeistere, sagte Monika Lazar, die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion: „Vor dieser Entwicklung können Politik und Sport entweder die Augen schließen. Oder wir nehmen die Entwicklung als Realität an und versuchen die positiven Aspekte zu fördern.“
Sportvereine hoffen auf Anerkennung
Sie fordert daher die Gemeinnützigkeit des E-Sports anzuerkennen – ein entscheidender Punkt in der Diskussion. Denn: Nur wenn der E-Sport als eigene Sportart anerkannt wird, können die E-Sportvereine auf öffentliche Zuschüsse, auf steuerliche und auf rechtliche Vorteile hoffen. Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag selbst das Ziel gesetzt, E-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anzuerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive zu unterstützen.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht derzeit allerdings keinen Anlass für die Aufnahme von E-Sport. In einer Erklärung hatte er kürzlich mitgeteilt, E-Sport in seiner Gesamtheit entspreche nicht den Aufnahmekriterien, die das Sport- und Verbändesystem unter dem Dach des DOSB konstituieren und prägen. „Ich hoffe, dass der Dialog von beiden Verbänden trotzdem fortgesetzt wird“, so Lazar.
E-Sport mehr als Unterhaltung?
Noch immer sind die Zweifel, ob E-Sport wirklich mehr ist als ein milliardenschweres Unterhaltungsgeschäft, auch abseits des DOSB weit verbreitet. Viele Beobachter sind skeptisch, ob professionelles Zocken überhaupt als Sport gelten sollte. Dem Trend zur zunehmenden Kommerzialisierung wollen die Grünen jedenfalls entgegenwirken, indem sie den Amateur-Sektor fördern und Rechtssicherheit schaffen. Kritiker befürchten jedoch, dass mit einer Aufnahme in die klassischen Sportstrukturen einer Großindustrie Tür und Tor geöffnet werde. Denn: Mittlerweile ist E-Sport zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Experten rechnen damit, dass E-Sport 2020 ein globaler Milliardenmarkt mit einem Umsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro ist.
Die im E-Sport überdurchschnittlich stark vertretene junge Zielgruppe ist für Vermarkter besonders interessant. Britta Dassler, Obfrau der FDP-Fraktion im Sportausschuss, sagte: „Wir Freie Demokraten unterstützen den E-Sport und die Gaming-Szene in Deutschland. Gaming und E-Sport sind Kulturgut, Bildungswerkzeug und Innovationstreiber.“
Auch Joana Cotar, Digitalpolitikerin der AfD-Fraktion, begrüßte den Antrag der Grünen und betonte den pädagogischen Nutzen, sollten junge Gamer in Vereinsstrukturen eingebunden werden: „Beim Thema E-Sport sollte die Gemeinnützigkeit und nicht das Profitdenken im Vordergrund stehen. Denn E-Sport ist vor allem auch Jugendarbeit.“
Debatte war erst der Anfang
Auch Detlev Pilger, Obmann der SPD im Sportausschuss, mahnte an, dass der organisierte Vereinssport den Kontakt zu den Jugendlichen im Bereich des E-Sports nicht verlieren dürfe. Man müsse sich den neuen Entwicklungen öffnen, findet auch Digitalpolitikerin Petra Sitte von der Links-Fraktion.
Die Debatte in dieser Nacht war ein erster Aufschlag zum Thema E-Sport im Bundestag. Für die Gemeinnützigkeit und eine Aufnahme in den DOSB sprechen sich die meisten Fraktionen deutlich aus. Der Antrag der Grünen-Fraktion wurde – wie erwartet – an den Sportausschuss des Bundestags überwiesen. Dort findet am 28. November 2018 eine seit langem geplante Anhörung zum Thema E-Sport statt, an der auch Vertreter der Gaming-Branche und des DOSBs teilnehmen.
Autor: Mathias von Lieben
[Quelle: www.deutschlandfunk.de ]