Vier Monate hat es gedauert, nun hat der Bundestag seine Fachausschüsse eingerichtet. Im Sportausschuss werden künftig 18 Abgeordnete der verschiedenen Fraktionen die parlamentarische Arbeit erledigen. Neben Sportberühmtheiten wie Turnweltmeister Eberhard Gienger oder Bahnrad-Olympiasieger Jens Lehmann (beide CDU) und altgedienten Mitgliedern wie André Hahn (LINKE) oder Monika Lazar (Grüne) lässt der Name der FDP-Abgesandten aufhorchen: Britta Dassler aus Herzogenaurach soll die FDP-Fraktion vertreten.
Dassler? Herzogenaurach? Ja, tatsächlich, Britta Dassler ist die Frau von Michael Dassler, der wiederum der Enkel von Rudolf Dassler ist. Rudolf Dassler (1898 - 1974) war der ältere des legendären Brüderpaares, dass einst in dem mittelfränkischen Städtchen die Schuhfabrik »Gebrüder Dassler« gründete, aus der nach 1945 gleich wegen der im Krieg entstandenen Feindschaft unter den Brüdern schließlich zwei der größten Sportartikelhersteller hervorgehen sollten: Adolf Dasslers Adidas und Rudolf Dasslers Puma.
Die Feindschaft der Brüder ist legendär, hielt über Jahrzehnte wurde von den Nachkommen gepflegt, ehe die beiden Familienbetriebe schließlich zu Weltkonzernen wurden, die in allerlei Korruptionsaffären verwickelt waren.
Die heutigen Nachfahren der Dassler-Sippe spielen in den Konzernen keine Rolle mehr. Britta Dasslers Mann Michael ist ebenfalls FDP-Mitglied und führt eine Vinothek in Herzogenaurach. Die 53-Jährige gibt an, nach einer Karriere beim Rheinischen Sparkassen- und Giroverband seit 1995 freiberuflich eine »Industrieagentur« zu führen. Über ihre Betätigung im Sachgebiet Sport ist aus ihrem Bundestagsbüro nur zu erfahren, dass sie in Freizeit gern Sport treibt. Dassler und ihr FDP-Ausschusskollege Marcel Kling sitzen zudem auch im Menschenrechts- und im Tourismusausschuss, die jeweils zeitgleich zum Sportausschuss tagen. Dass der Name Dassler im Sortausschuss eine große Rolle spielen wird, ist also keinesfalls sicher.
Autorin: Jirka Grahl
[Quelle: www.neues-deutschland.de]