Pyrotechnik bleibt ein Politikum: Verfechter und Gegner des Einsatzes bunter Bengalofackeln und Rauchtöpfe in den Fußballarenen oder auf Fanmärschen stehen sich unversöhnlich gegenüber, nur wenige versuchen zu vermitteln – etwa Monika Lazar, sportpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Lazar scheint die Diskussion um den Komplex Pyrotechnik hierzulande "derzeit festgefahren", schrieb sie jüngst in der Vorbemerkung zu einer kleinen Anfrage unter dem Titel "Alternativer Umgang mit Pyrotechnik in Fußballstadien", in der u. a. nach den Möglichkeiten des Einsatzes der weniger gefährlichen "kalten Pyrotechnik" gefragt wird. Die Antwort der Bundesregierung erfolgte am vergangenen Dienstag (Bundestag Drucksache 19/11842). Tenor: Pyrotechnik, ob heiß oder kalt, unterliegt dem Gesetz über explosionsgefährliche Stoffe, also dem Sprengstoffgesetz.
Vorreiter in Sachen "kalter Pyrotechnik" ist Dänemark. Dort sollen in einem Pilotprojekt entsprechende Bengalofackeln während eines Erstligaspiels unter Realbedingungen getestet werden. Während sich die gängigen "heißen" Fackeln auf bis zu 2.300 Grad Celsius erhitzen, sollen die "kalten" nur etwa ein Zehntel dieser Temperatur erreichen. In Österreich, Norwegen und selbst in den USA gibt es zudem Regelungen für ein kontrolliertes und legales Abbrennen von Pyrotechnik in den Stadien.
Lazar zitiert Hubertus Hess-Grunewald, Präsident von Werder Bremen. Der findet "kalte Pyrotechnik" zumindest diskussionswürdig. Einen anderen Umgang mit der Thematik wünscht sich auch Bernd Hoffmann, Vorstandsvorsitzender der HSV AG.
Modellversuche in anderen Ländern und Stimmen aus der Fußballfachwelt scheinen für die Bundesregierung irrelevant zu sein: "Die Bundesregierung sieht keinen Sinn in Modellprojekten und diesbezüglich auch keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf." Ganz folgerichtig heißt es in der Antwort weiter: "Die Bundesregierung steht der Nutzung auch der 'kalten Pyrotechnik' in Stadien ablehnend gegenüber." Gleichfalls bei Aufzügen von Fans im öffentlichen Raum. Das belegt vor allem eines: Das Kabinett ist offenbar beratungsresistent.
Sanktionen und Repression haben "bislang zu keinen nennenswerten Fortschritten geführt", konstatiert Lazar. Statt dessen: verhärtete Fronten und keinerlei Lösungen. In der Frage der Pyrotechnik dürften aktive Fanszenen und Bundesregierung Antipoden bleiben.
Autor: Oliver Rast
[Quelle: www.jungewelt.de]