Michael Kretschmer bekommt derzeit viel Gegenwind für sein Dialogangebot an die Corona-Demonstranten. Auch aus den Reihen der eigenen schwarz-rot-grünen Koalition.
Grüne und SPD mit scharfer Kritik
Albrecht Pallas von der SPD zum Beispiel kritisiert: "Wir haben hier eine Gruppe von Menschen, die gezielt Grenzüberschreitungen machen, wo also darauf gesetzt wird, andere einzuschüchtern. Und wenn ich mich jetzt danach mit denen treffe, dann bestätige ich diese Handlungsweise und bestärkte sie darin, genauso weiterzumachen." Das sei ein Fehler, schließt Pallas.
Und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar zeigt wenig Verständnis. Sie glaubt, Michael Kretschmer setze ein "schwieriges Signal": Man müsse nur laut sein und "wie beim Herrn Kretschmer vor dem privaten Grundstück demonstrieren", schon bekomme man ein Gesprächsangebot, das andere Gruppen nicht bekämen. Lazar sagt, sie finde es schräg, wie der Ministerpräsident die Schwerpunkte setze und mit welchen Gruppen er diskutieren möchte.
Zoom-Konferenz für Corona-Protestler
"Fakten statt Fakenews" - unter diesem Titel steht die Veranstaltung am Freitagabend, die die Konrad-Adenauer-Stiftung als Zoom-Konferenz organisiert. Zuschalten wollen sich neben Michael Kretschmer auch der Zittauer Oberbürgermeister, ein Krankenhaus-Direktor und eine Pflegeheim-Leiterin. Zudem sind Bürgerinnen und Bürger aus der Region Zittau eingeladen.
Und zwar gezielt jene Menschen, die vor Michael Kretschmers Haus demonstrierten: Menschen aus der Gruppe der sogenannten B96-Protestler, die seit Monaten regelmäßig mit Reichskriegs-Flaggen an der Bundesstraße stehen. Sie organisieren sich über den Messenger-Dienst Telegram, unter anderem im Kanal "Corona Rebellen Sachsen".
Hier verbreiten sie rechtes Gedankengut und Verschwörungsmythen. Zum Beispiel über das Thema Impfen. "Mit der Impfung wirst Du Corona positiv. Das ist Fakt", schreibt eine Nutzerin.
Ein anderer schreibt: "Die verpassen uns jetzt die Impfung mit den Masken !!!!! Aufgepaßt ‼‼ Die Masken können auf der Innenseite absichtlich kontaminiert sein, mit einem Mittel, welches durch die Befeuchtung beim Atmen freigesetzt wird. Wir reden hier von einer nasalen Impfung durch Inhalation. Das ist kein Scherz."
Dialog mit klaren Regeln
Lässt sich mit diesen Menschen sachlich diskutieren? Nein, meinen Albrecht Pallas von der SPD und Monika Lazar von den Grünen. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung, die das Treffen moderiert, sieht das anders.
Man müsse den Versuch starten, sagte der Chef der Stiftung in Sachsen, Joachim Klose, MDR AKTUELL. Für das Treffen hat er Regeln aufgestellt: Das Publikum kann schriftlich Fragen stellen. Mündliche werden nur mit Klarnamen zugelassen. Dann gibt es maximal eine Minute Redezeit. Wer ausfällig wird, wird abgeschaltet.
Gesprächsbedingungen stoßen auf Ablehnung
Das gefällt den potentiellen Teilnehmern jetzt schon nicht. Marcus Fuchs zum Beispiel. Er ist Organisator der Dresdner Querdenker-Demos und will am Freitagabend mitdiskutieren: "Das Angebot erfüllt leider die Anforderungen an einen Dialog auf Augenhöhe nicht. Da hier, nachdem Fragen gestellt wurden, überhaupt keine Chance besteht, auf die Antworten einzugehen."
Für Freitagabend, so erklärt Marcus Fuchs weiter, habe er zusammen mit den Corona-Rebellen Fragen gesammelt und eine spezielle Frage-Taktik ausgearbeitet. Wie die genau aussehen wird, will er nicht verraten.
Autor: André Seifert
[Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/kritik-kretschmer-dialogangebot-corona-protest100.html]