Graffito-Fläche am Connewitzer Kreuz bekommt nun Paten

Pressebericht, Leipziger Volkszeitung, 26.03.2021

Schülerinnen und Schüler sollen sich künftig an der Gestaltung der Graffito-Fläche am Basketball-Court am Connewitzer Kreuz beteiligen. Das hat der Stadtrat nach kontroverser Debatte mehrheitlich beschlossen.

Heiße Debatte im Stadtrat um Basketballplatz am Connewitzer Kreuz / Keine Mehrheit für Initiative von Juliane Nagel

Leipzig - Friedlich spielen junge Leute dort am Mittag mit ihrem Ball. Wenige Stunden später ist die Streetballanlage am Connewitzer Kreuz heiß diskutiertes Thema im Leipziger Stadtrat. Grund ist das Graffito auf der Lärmschutzmauer der Anlage, um das sich Stadt und linksalternative Bewohner des Stadtteils seit Jahren ein regelrechtes Katz-und Maus-Spiel lieferten. „No Cops“ ist dort aktuell mit weißer Farbe gesprüht. Doch vorher wurden Passanten meist vom Schriftzug „No Cops No Nazis Antifa-Area“ begrüßt, das dort regelmäßig aufgetragen und wieder entfernt wurde. Monika Lazar (Bündnis 90/ Die Grünen), Thomas Kumbernuß (Die Partei), Marco Götze (Die Linke) und Christopher Zenker (SPD) haben daher vorgeschlagen, den Streetball-Platz in „ideelle Patenschaft“ zu geben. Ziel ist es vor allem, die Lärmschutzmauer als Graffiti-Fläche zu legalisieren und dieses „Politikum“ zu beruhigen.

Sie schlagen vor, Schulen aus Connewitz wie die Apollonia-von-Wiedebach-Oberschule oder das Louise-Otto-Peters-Gymnasium in die künstlerische Gestaltung der Wand einzubeziehen. „Es soll auch möglich sein, sich mit aktuell politischen Anliegen auseinanderzusetzen“, so Lazar. Dabei könnten globale politische Diskussionen wie die „Fridays for Future“ - oder die „Black lives Matter“-Bewegung aufgegriffen werden. Das Vorhaben wurde mehrheitlich beschlossen.

Karsten Albrecht (CDU) drängt, darauf zu achten, dass keine diskriminierenden Aussagen gegen Menschen oder Berufsstände Inhalt der Graffitis sind. „Dies gilt auch und insbesondere für die Leipziger Polizeibeamten, die rund um die Uhr für Recht und Ordnung im Stadtgebiet einstehen“, sagte er. Diskriminierung sei bei den Linken ja stark im Fokus: „Hier können Sie beweisen, ob sie es ernst meinen.“ Der CDU-Antrag wurde allerdings abgelehnt.

Juliane Nagel (Die Linke) hat vorgeschlagen, 5000 Euro aus der Stadtkasse bereitzustellen, um das umstrittene „No Cops No Nazis Antifa-Area“-Graffito zu konservieren. Das sei Folklore, keinerlei Kampfansage. „Man hört, dass Touristen und Touristinnen auch wegen dem Graffiti den Weg nach Connewitz nehmen, um beispielsweise ein Foto zu machen“, argumentierte sie. Das kommt für die Verwaltung allerdings nicht in Frage. Das Motiv entspreche „nicht den Intentionen der Stadt“. Nagel meinte, dass Lazar und ihre Mitstreiter, sich vor die Karren Konservativer sperren lassen. “Es geht um einen Freiraum, der sich nicht mit Blümchen übermalen lässt“, so Nagel.

Sven Morlok (FDP): „Die Polizisten schützen unser Staatswesen.“ Diese mit Nazis gleichzusetzen, sei unerhört. Andrea Niermann (CDU) warf Nagel sogar vor, mit ihrem Verhalten nicht „auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ zu stehen. Marius Beyer (AfD): „Seit Jahren wird hier Sachbeschädigung begangen, in dem die Wand illegal besprüht wird.“ Das beleidige „gesetzestreue Bürger von Connewitz, die unter dem linken Terror leiden müssten.“ Der Antrag von Nagel wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.

Beschlossen wurde, bis zum IV. Quartal 2021 zu prüfen, die Anlage um eine Kletterwand und Tischtennisplatte zu erweitern. Das war bei der Errichtung der Anlage 2014 zwar schon vorgesehen. Doch Anwohner hatten damals Einwände und sind vor Gericht gezogen.

Autor: Mathias Orbeck

[Quelle: https://www.lvz.de/Leipzig/Stadtpolitik/Leipzig-Connewitz-Paten-fuer-Grafitto-Flaeche-am-Kreuz]