Mehrere Leipziger Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler haben den Teilnehmern der Anti-Corona-Demonstration vom Samstag einen Missbrauch der friedlichen Revolution von 1989 vorgeworfen. Angereist von Hamburg bis München, hätten sich die Demonstranten der „Querdenken“-Bewegung angemaßt, diese zu vollenden, heißt es in einer am Dienstag in Leipzig verbreiteten Stellungnahme. „Das macht fassungslos und wütend“, erklärten die Bürgerrechtler.
Leipziger Bürgerrechtler melden sich
Weiter hieß es, die Versammlung der angeblich friedlich g egen Beschränkungen ihrer Grundrechte demonstrierenden Menschen habe „mit Gewalt und Verhöhnung unseres demokratischen Rechtsstaates“ geendet: „Alle entscheidenden Institutionen haben versagt und dem Ansehen der Stadt der friedlichen Revolution unsäglichen Schaden zugeführt.“ Das dürfe sich nicht wiederholen. Zu den insgesamt 13 Unterzeichnern zählen unter anderen die früheren Bürgerrechtlerinnen Gesine Oltmanns, Christa Mihm, Gisela Kallenbach und Monika Lazar, die für die Grünen im Bundestag und im Leipziger Stadtrat sitzt.
Schwabe empört
Bereits vor der Kundgebung hatte sich der Bürgerrechtler Uwe Schwabe in der LVZ zu Wort gemeldet . Mit Blick auf die Demonstranten von 1989 sagte er: „Diese Menschen haben ihr Leben auch für die Freiheit jener riskiert, die in der Gegenwart für noch so einen großen Schwachsinn auf die Straße gehen und frei demonstrieren können ohne sich in Gefahr zu begeben“, so Schwabe.
Auflagen missachtet
In Leipzig hatten am Samstag Zehntausende Menschen aus ganz Deutschland gegen die Corona-Regeln der Bundesregierung demonstriert, darunter Hooligans und Rechtsextremisten. Auflagen wie Abstands- und Maskenpflicht wurden missachtet, weshalb die Stadt die Demonstration nach zweieinhalb Stunden beendete. In der Folge durchbrachen Teilnehmer eine Polizeisperre und zogen trotz Verbots ungehindert über den Innenstadtring. In Anlehnung an die Montagsdemonstrationen gegen das DDR-Regime vom Herbst 1989 hatten die Veranstalter dies vorab zu ihrem Ziel erklärt.