Auf politischer Ebene sorgte das Task-Force-Papier der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs bei der Opposition und der SPD für Kritik. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) etwa sagte dem MDR: "Ich bin dagegen, dass wir zuerst diejenigen privilegieren, die am meisten Geld auf den Tisch legen. Beim Wiedereintritt in den Alltag sollten wir uns nicht mit Geschwindigkeit überbieten."
Die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) befürchtet via Rheinische Post, dass in der Bevölkerung der Eindruck dominiere, "dass es dem Profifußball gelingen kann, Sonderrechte zu beanspruchen. Das macht viele Diskussionen in Sachen Corona nicht leichter." Monika Lazar, sportpolitische Sprecherin der Grünen, kritisierte den baldigen Restart als "unsolidarisch" gegenüber anderen Profi-Ligen, die sich ein engmaschiges Testsystem nicht leisten könnten, sowie gegenüber dem Breitensport.
Bei RB Leipzig hingegen preisen sie das DFL-Papier in den höchsten Tönen. Sportdirektor Markus Krösche bezeichnete das 41-seitige Konzept am Freitag in einem Videochat als "sehr ausgewogenes, komplett und schlüssig". Der Maßnahmenkatalog zeige "nach außen, dass wir die Situation nicht unterschätzen und die richtigen Maßnahmen ergreifen, aber wir als Branche auch wieder unserer Arbeit nachgehen wollen". Die medizinische Task Force habe "sehr professionell gearbeitet und alle Vereine mitgenommen". Alle Klubs befürworteten die Strategie, "weil auch alle daran beteiligt waren", so Krösche.
Markus Krösche: DFL-Konzept "bestmögliche Lösung"
Kritik daran, dass etwa nur ein Test pro Woche nicht ausreiche, teilt der 39-Jährige nicht: "Es wurde alles berücksichtigt mit den Instituten, die Anzahl der Tests, den Kapazitäten. Das ist alles sehr, sehr gut durchdacht. Es ist die bestmögliche Lösung momentan." Krösche betonte: "Sie können sich sicher sein, dass die Mediziner in der Task Force das alles bedacht und ausgewogen haben und wir alle Maßnahmen, die uns die Politik vorgibt, umsetzen können."
Den Vorschlag des Referats Arbeitsschutz im Bundesarbeitsministerium, mit Masken zu spielen, bezeichnete Krösche als "schwierig umzusetzen". Der Ex-Zweitligaspieler sagte: "Mit einer Maske einen Sprint zu machen, bekommt man einmal hin, aber keine vier, fünf Mal."
Wann die Profis ins Mannschafstraining zurückkehren und wie viele Wochen Trainingszeit zur Verfügung stehen, ist noch unklar. "Es gibt keine direkte Vereinbarung, aber zwei Wochen wären optimal. Gerade aus Gründen der Verletzungsprävention", sagte Krösche. Doch der Paderborner betonte: "Aber das Wichtigste ist, dass die Liga starten kann. Und wenn es zwei, drei Tage weniger sind, wäre das auch okay. Alle Klubs haben gute medizinische Abteilungen. Und die Spieler sind auf einem guten Fitnesslevel."
RB Leipzig will Geisterkulisse simulieren
Auf die neue Situation vor leeren Rängen will sich Rasenballsport einstellen. "Wir werden das auf jeden Fall mal simulieren. Das ist ja für uns alle eine ungewohnte Situation", so der gebürtige Hannoveraner.
Dass es Profis gibt, die sich aufgrund gesundheitlicher Bedenken weigern würden, zu spielen, glaubt Krösche nicht. "Die Jungs würden sich freuen, wieder ihren Beruf ausführen zu können. Ich denke nicht, dass es einen gibt, der Bedenken hat. Aber es ist wichtig, dass jeder frei entscheiden kann."
Nun warten Krösche & Co. noch auf Grünes Licht der Regierung. "Wir sind in der Hand der Politik. Die entscheidet wahrscheinlich in der nächsten Woche", so der RB-Sportchef. (RBlive/ukr)
Autor: Ullrich Kroemer