Fast ein dreiviertel Jahr nach Sperrung ihres Präsidenten Michel Platini durch die Ethikkommission des Weltfußballverbands Fifa hat die Europäische Fußballunion UEFA nun endlich einen neuen Präsidenten gewählt. Das beschmutze Nest übernimmt nun Aleksander Čeferin, der nun eine große Aufgabe vor sich hat. Korrupte Funktionäre, Intransparenz, Kommerzialisierung, dubiose Ticketdeals, fragwürdige EM- und Champions-League-Final-Vergaben hinterlassen immer mehr Zweifel bei Fans, bei Sportlerinnen und Sportlern.
Der europäische Fußball bedarf zahlreicher tiefgreifender Reformen wie der Einführung einer Ethikkommission und eines Compliance Komitees, weitreichender personeller Veränderungen, die unbedingt mit einem höheren Anteil an Frauen in Führungsgremien und Ämterzeitbeschränkungen eingehen müssen. Es braucht glaubwürdige Maßnahmen wie eine Transparenzoffensive, um verlorengegangenes Vertrauen wieder aufzubauen. Ob Aleksander Čeferin dieser Aufgabe gewachsen ist und sie – im Gegensatz zum neuen Fifa-Präsidenten Infantino – nicht nur ankündigt, sondern auch umsetzt, wird sich zeigen.
Die Wahl Čeferins als neuen Präsidenten lässt jedoch bereits jetzt wenig Hoffnung zu. Gerüchte über Vorabsprachen und Versprechungen im Zusammenhang mit der Wahl Čeferins werfen ihre Schatten auf seine Amtszeit voraus. Auch der Zickzack-Kurs des DFB in dieser Personalfrage, der sich erst vor zwei Wochen hinter Čeferin gestellt hatte, wirft Fragen auf. Ob mit dem neuen Präsidenten also tatsächlich neuer Wind in der UEFA weht, ist fraglich.
Mit der Erlaubnis eines Abschiedsauftritts für den gesperrten Platini während des Kongresses führte gleichzeitig die Ethikkommission der Fifa ihre eigenen Sanktionen ad absurdum. Auch für einen Neuanfang bei der UEFA ist dies ein schlechtes Zeichen.