Sämtliche Expertinnen und Experten haben in der Anhörung im Sportausschuss den vorgelegten Konzeptentwurf des Bundesinnenministeriums (BMI) und des Deutschen Olympischen Sport Bunds (DOSB) zur Spitzensportreform heftig kritisiert. Es gibt umfassenden Überarbeitungsbedarf.
Besonders kritisch sehen wir die ausschließliche Fixierung auf Medaillen um jeden Preis. Die Reform drängt die Hauptpersonen des Spitzensports, Athletinnen und Athleten, Trainerinnen und Trainer an den Rand. Sie werden Mittel zum Zweck und reine Investitionsobjekte für deutsche Erfolge in Gold, Silber und Bronze. Hier sehen wir noch weitreichenden Nachbesserungsbedarf.
Im aktuellen Konzeptentwurf fehlen zudem gänzlich: konsequente Inklusion, Anti-Doping- und Anti-Korruptionsmaßnahmen, Maßnahmen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und gegen Missbrauch, Nachhaltigkeit, die gesellschaftliche Relevanz einer Sportart und deren Breitensportwirkung, und der Aspekt: Werden die Werte, die dem Sport so oft zugeschrieben werden wie Fairness, Respekt, Solidarität in einer Sportart tatsächlich vermittelt, gefördert und gelebt?
Dass die Öffentlichkeit und der Bundestag als größter Geldgeber des Spitzensports nach einem mehrjährigen Reformprozess erst jetzt in die Debatte mit einbezogen werden, kritisieren wir scharf. Umso mehr appellieren wir nun an das BMI sowie an die Große Koalition, den Sack jetzt nicht voreilig zuzuschnüren, um eine halbgare Reform nach nur kurzer Debatte durchzudrücken. Weiterhin hoffen wir, DOSB und BMI machen ihre Versprechen wahr und nehmen die Einwände aus Sport, Gesellschaft und Politik in einer stark überarbeiteten Version des Papiers auf.