Zu Besuch in Geithain
Am 25.08.2012 wurde in Geithain ein Bürgerfest gefeiert. Anlass dazu war ein ursprünglich neonazistisches Event unter dem Namen "Tag der Identität", welches bereits 2011 durch die hiesige NPD und die lokale Freie Naziszene veranstaltet wurde. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich aufgrund der permanenten Bedrohung durch freie Kräfte und die NPD ein Bürgerbündnis gegründet, um den Widerstand an diesem Tag zu organisieren. Unter anderem gab es 2011 eine Demonstration für Demokratie und Toleranz, die allerdings von den VertreterInnen der Stadtspitze weitestgehend gemieden wurde und ein Bürgerfest. Im Anschluss an das Bürgerfest sind 2011 zwei junge Menschen von Nazis überfallen worden. Anlass genug um auch dieses Jahr erneut Stellung zu beziehen und ein Zeichen für die Demokratie zu setzen.
Allerdings gab es ein paar Merkwürdigkeiten: So wurde im Vorfeld die Organisation komplett durch die Verwaltungsspitze übernommen und damit das Bürgerbündnis außen vor gelassen. Auch die Naziveranstaltung als solche fand nicht statt. Was übrig blieb war ein buntes, jedoch entpolitisiertes Bürgerfest. Denn im Willen sich gegen Rechts und Links abzugrenzen und damit vor allen Dingen bunt zu sein, wurde das ganze eine politikfreie Zone. Zwar gab es einige Informationsstände und auch ein ansprechendes musikalisches Programm, klare Aussagen zum Thema fehlten jedoch völlig. Einzig und allein die Antidiskriminierungsregel am Parkeingang ließen auf den Anlass des Festes schließen. Ein Umstand der vielfach kritisiert wurde. So hatte dann auch der bekannte Neonazikader und NPD-Stadtrat Manuel Tripp keine Hemmungen das Bürgerfest zu besuchen.
Insgesamt war es ein unbefriedigender Tag. Aus einer politischen Veranstaltung, die auch die Gelegenheit gegeben hätte aufzuklären, wurde ein apolitisches Bürgerfest. Die Idylle wurde zelebriert.
Gerade aber darin liegt der Fehler. Durch die Negierung des bestehenden Zustandes wird eine schleichende Enttabuisierung betrieben. Dass die Strategie menschenfeindliche Zustände zu ignorieren bislang noch nie aufgegangen ist, scheint nach wie vor nicht überall angekommen zu sein. Grund genug gerade auf Gemeinden wie Geithain eine erhöhte Aufmerksamkeit zu legen.
Zu Besuch in Colditz
Anlässlich des Weltfriedenstages am 01. September nahm ich auf Einladung von Angela Lau, Pfarrerin der Colditzer Stadtkirche St. Egidien, am Friedensgebet teil. Ebenfalls der Einladung gefolgt waren der damalige Landespolizeipräsident Bernd Merbitz und der Landesbischof i.R. Christoph Kähler, die gemeinsam ein solidarisches Zeichen für mehr Zivilcourage setzen wollten.
In meinem Statement forderte ich die Anwesenden auf, sich auch weiter sensibel für gesellschaftliche Probleme wie Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Neonazismus zu zeigen. Das Funktionieren eines demokratischen Gemeinwesens beginnt vor Ort in der Kommune und ist auch weiterhin von Neonazis bedroht, die in der Region Angst und politische Ohnmacht erzeugen. Alle seien gefordert, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.
Die weiteren Reden der politischen und kirchlichen Prominenz wurden musikalisch umrahmt durch eine Abordnung der Leipzig Thomaner unter Leitung des Thomaskantors Biller. Nach einer Stunde wurde das Friedensgebet beendet und es schloss sich eine zweistündige Diskussion über die kommunale Situation der weiterhin sehr aktiven Neonaziszene in der Region an.
Weitere Informationen:
www.heute.de
www.zdf.de