Am 23. Januar war mein Tag in Chemnitz mit drei spannenden Besuchen gut gefüllt. Zuerst stand die neue Regionalstelle des Antidiskriminierungsbüros Sachsen e.V. auf dem Plan. Bei frostigen Temperaturen und Sonnenschein wurde im Warmen bei Tee und Gebäck über die Eröffnung des Chemnitzer Büros und die bevorstehende Arbeit in den hiesigen Netzwerken gesprochen. Da ich das Leipziger Büro bereits seit den Anfängen 2005 begleite, war ich auf den Neustart in Chemnitz gespannt und habe mich gefreut, die neuen MitarbeiterInnen sowie die Leipziger Projektleiterin kennenzulernen. Für den Chemnitzer Standort stellt sich nicht nur die Herausforderung eines barrierefreien Büros, sondern es gilt auch, auch für barrierefreie Räume zu sensibilisieren und Schulungen anzubieten. Denn u.a. mit ausgeschalteten Blindenampeln gibt es in Teilen von Chemnitz hohe Hürden für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Als zentrale Anlaufstelle decken die MitarbeiterInnen das Beratungsangebot für die Regionen Erzgebirge, Mittelsachsen, Zwickau und das Chemnitzer Umland ab. Ich sehe das Chemnitzer Antidiskriminierungsbüro als einen weiteren wichtigen Teil des bereits vielseitig aufgestellten Netzwerks von Beratungsstellen an und werde die Entwicklung weiterhin begleiten.
Nach der Mittagspause ging es weiter zum Stadtarchiv Chemnitz, zu dem mich der Stadtarchiv-Leiter Dr. Paolo Cecconi bei einer vergangenen Veranstaltung in Chemnitz herzlich eingeladen hatte. Das Stadtarchiv sieht sich als Bewahrer der städtischen Identität und begreift seinen Bildungsauftrag in verschiedenen Bereichen im Zusammenhang mit historischen Bezügen. Als transparent zugängliches Haus werden neue Projekte für Inklusionsbedürftige und Vorschulkinder geplant und teilweise bereits umgesetzt. So ist es eine große Herausforderung an das Haus, welches nach 1945 zum Stadtarchiv geworden ist, Barrierefreiheit für alle BesucherInnen zu ermöglichen. In breit angelegten Informationskampagnen mit Chemnitzer Stadtteilmagazinen und Schulen verbreitet das Stadtarchiv seine Angebote und gibt der Bevölkerung die Gelegenheit, die eigene Stadtgeschichte kennenzulernen und zu reflektieren. Ich war positiv überrascht, welche großen Vorhaben in Planung sind und wie vielfältig die unterschiedlichen Perspektiven von bereits lange hier lebenden Menschen und neu Zugezogenen zusammengebracht und vereint werden sollen. Mit einem kurzen Abstecher ins Archiv und in die Restaurationswerkstatt endete mein Besuch im Chemnitzer Stadtarchiv, welcher nochmal verdeutlicht hat, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu kennen, um die Zukunft zu gestalten.
Das Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e.V. war meine letzte Stationan diesem Tag in Chemnitz. Voller Begeisterung wurde mir die Arbeit des Netzwerks vorgestellt. Demokratiearbeit, Jugendbeteiligung und Vernetzung der Kulturbereiche sind die drei großen Grundpfeiler des Netzwerks. In verschiedenen Projekten bietet das Netzwerk einen Anlaufpunkt für die Zivilgesellschaft, Schulen, Jugendliche und Kulturschaffende, die sich für Demokratieförderung und demokratische Prozesse einsetzen wollen. Doch nicht nur Erfolge, sondern auch die großen Konfliktfelder wurden angesprochen. Nach den rechtsextremen Ausschreitungen vom Sommer 2018 ist es nun wichtig, sich wieder auf die positiven und starken Seiten von Chemnitz zu konzentrieren Neben einer größeren Motivation aus der Jugendbeteiligung will das Netzwerk die Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung, Museen und den KünstlerInnen weiter ausbauen. Denn Haltung zeigen fängt beim Einzelnen an und wirkt im Umfeld weiter.