Die Sitzung des Sportausschusses am 24. September war geprägt von zwei wichtigen Gästen aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Sports: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig. Für beide war es der Antrittsbesuch im Ausschuss.
Niersbachs Auftritt zeigte denn auch gleich zu Anfang, worauf der Fokus innerhalb des DFB liegt. So ließ der Gewinn des WM-Titels der Männer Niersbach noch immer von der „Nacht von Rio“ schwärmen. Es sei der Höhepunkt des deutschen Fußballs in den letzten Jahren gewesen und verdienter Lohn der gelungenen Nachwuchsarbeit des DFB. Damit nun auch in Zukunft erfolgreiche Arbeit geleistet werden könne, sei das geplante Trainingszentrum in Frankfurt von wichtiger Bedeutung. Die dafür nötigen 89 Mio. Euro seien gut investiert. Auch für die Erläuterung der Entscheidung der UEFA, England die Finalrunde der Fußball-EM 2020 austragen zu lassen um dafür selbst den Zuschlag für 2024 zu erhalten, nahm sich der Präsident Zeit.
Weniger Beachtung fanden in seinem Statement jedoch Themen, die noch vor einigen Jahren nach eigener Auskunft zu den Hauptaufgaben des größten Sportfachverbandes in Deutschland zählten. Erst auf Nachfrage der Abgeordneten hin ließ sich Niersbach zu einigen Sätzen über des Frauen- und Mädchenfußball bewegen. Dieser sei ihm wichtig, immerhin seien ein Sechstel der Mitglieder des DFB weiblich, hier werde es „weiterhin große Unterstützung“ geben. Leider musste Niersbach auch erst darauf hingewiesen werden, dass das erfolgreichste Team im DFB nicht etwa die Männer, sondern die Frauen sind. Diese haben alleine im letzten Jahrzehnt zwei Mal den Weltmeistertitel errungen und insgesamt acht Mal die Europameisterschaft gewonnen. In Bezug auf das noch immer virulente Problem der Homophobie im Fußball in Deutschland und meine Nachfrage, ob eine Folgekommission der Nachhaltigkeitskommission geplant sei, verwies Niersbach auf die „AG Vielfalt“. Auf die kritische Frage hin, ob ihm die Themen Gleichstellung im Sport und Antidiskriminierung nicht so nahe lägen wie anderes, entgegnete Niersbach, er verliere, „anders als manche meiner Vorgänger, öffentlich nicht so viele Worte hierüber. Das ist für mich eher eine Selbstverständlichkeit.“ Ein Ansatz, der sicher nicht von allen geteilt wird.
Familienministerin Schwesig fand bei ihrem ersten Besuch im Sportausschuss warme Worte für die Bedeutung des Sports in ihrem Hause. Nirgendwo sonst als im Sport sei es so gut möglich, niedrigschwellige Angebote für Kinder und Jugendliche zu etablieren und deren soziale Fähigkeiten zu stärken. Von besonderer Bedeutung ist für die Ministerin dabei auch die Struktur der Fanprojekte in Deutschland. Wenn auch noch nicht ganz heimisch im föderalen Geflecht der aufsuchenden Jugendsozialarbeit, gab sie sich sichtlich Mühe, einen engagierten Eindruck zu hinterlassen. Auch auf die Bedeutung der Koordinierungsstelle Fanprojekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend habe ich sie hingewiesen. Neben der Bedeutung der KOS für den Profifußball hierzulande und ihre erfolgreiche Arbeit gegen rechtsextremistische Strömungen in einigen Fanszenen in Deutschland ist die KOS auch immer mit einer „Fanbotschaft“ bei internationalen Turnieren dabei und dient vor Ort als Anlaufstelle für deutsche Fans. Dieses Angebot, das anders als die übrige Arbeit der KOS vom Außenministerium finanziert wird, ist für die Reisenden sehr wichtig und hat auch schon in der einen oder anderen Situation deeskalierend gewirkt. Ich gab der Ministerin daher mit auf den Weg, sich mit dem hierfür zuständigen Außenminister Frank-Walter Steinmeier über die Bedeutung der „Fanbotschaft“ auszutauschen und einen Weg zu finden, auch die projektweise zur Verfügung gestellten Gelder langfristig zu sichern. Schwesig versprach, den Minister bei nächster Gelegenheit daraufhin anzusprechen. Besonders wünsche ich mir, dass die Ministerin das Thema der sexualisierten Gewalt im Sport beachtet. Auch hier zeigte sich Schwesig offen.
Es ist nun abzuwarten, inwiefern die Ministerin ihre Aufgaben für den Sport erfüllt. Ich werde gemeinsam mit meiner Fraktion jedenfalls genau hinsehen und bei Fehlentwicklungen intervenieren – und das gilt nicht zuletzt auch für die Arbeit des DFB.