DGB-Aktion "Nachtaktiv - arbeiten wenn andere schlafen"

Veranstaltungsbericht, 17.10.2014

Unter diesem Motto lud der DGB Leipzig am 15. September die örtlichen Bundestagsabgeordneten zu nächtlichen Besuchen in Betriebe ein, die im Schichtdienst arbeiten. Leider folgten der Einladung nur der Abgeordnete der Linksfraktion Axel Troost und ich, so dass nicht nur politisch, sondern buchstäblich galt: Die Opposition ist unterwegs und die Koalitionsabgeordneten schlafen.

Das war sehr schade, denn die Besuche gemeinsam mit Vertretern des DGB waren hochinformativ und abwechslungsreich: Wir besuchten das DB-ICE-Bahn-Werk Leipzig, das GuD-Kraftwerk und die Leitstelle der Stadtwerke Leipzig, den Straßenbahnhof der Leipziger Verkehrsbetriebe und das Braunkohle-Kraftwerk Lippendorf. Überall sprachen wir nicht nur mit den Schichtarbeitern – auch Vertreter der Geschäftsleitungen empfingen uns und bekamen so selbst einmal einen Einblick in den nächtlichen Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiter.

Der Einblick in den beruflichen Alltag der Schichtarbeiter und ihre persönlichen Berichte, wie sie gemeinsam mit Kollegen und der Familie alles gemeistert bekommen, waren sehr spannend. Die Hauptfragen dabei waren: Wie funktioniert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Wie ist es um den Arbeits- und Gesundheitsschutz bestellt? Werden Tarifverträge eingehalten? Die meisten Schichtarbeiter, die wir angetroffen haben, waren schon seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten in den Unternehmen (oder der Vorgängerfirmen) aktiv und bewältigen die schwere Arbeit mit großem kollegialen Gemeinschaftssinn.

Interessant war auch, dass die Betriebe froh sind, so gut qualifizierte und verlässliche ältere Arbeitnehmer zu haben. Die meisten Arbeitnehmer um die 60, mit denen wir gesprochen haben, wollen von der Rente mit 63 Jahren keinen Gebrauch machen. Sie wollen vielmehr bis zum normalen Rentenbeginn in ihren Betrieben weiter arbeiten – solange es eben gesundheitlich geht. Diese Eindrücke widersprechen den in den vergangenen Monaten beschworenen Horrorszenarien massenhafter Frühverrentung in der politischen Diskussion um die Rente mit 63.

Ich bin dem DGB dankbar, dass er uns eingeladen hat. Da haben die Leipziger Abgeordneten der SPD und CDU wirklich was verpasst. Die Aktion ist unbedingt empfehlenswert auch in anderen Regionen.

[Mehr dazu lesen im Bericht des DGB]