"SachsenSofa" in Kitzscher am 25. Februar

Veranstaltungsbericht, 26.03.2019

Die Frage "Ist die Politik ein schmutziges Geschäft?" diskutierte ich am 25. Februar mit Prof. Dr. Norbert Lammert und Propst Gregor Giele auf dem "SachsenSofa" in Kitzscher (Landkreis Leipzig). Das Projekt "SachsenSofa" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, welches auch vom Landesprogramm "Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz" gefördert wird, greift gesellschaftlich relevante Debatten auf und bietet im ländlichen Raum der öffentlichen Auseinandersetzung ein Forum. Es soll einen Beitrag zu einer verbesserten Kultur des Miteinanders im Freistaat Sachsen leisten. Im Rahmen von Abendveranstaltungen kommen bekannte Persönlichkeiten aus Politik, den Kirchen und der Gesellschaft auf dem SachsenSofa mit den Menschen vor Ort ins Gespräch, um zu überlegen, was den Zusammenhalt in der Region fördert, und was es braucht, damit ein gutes Zusammenleben gelingt.

Als ich in der Einladung nach Kitzscher zum "Sachsen-Sofa" die Frage las, ob Politik ein schmutziges Geschäft sei, dachte ich spontan: Kommt ganz darauf an, wie man Politik macht. Und wofür.
Ich bin schon lange ein politischer Mensch. Seit 2005 bin ich Bundestagsabgeordnete und habe das Glück, hauptamtlich Politik machen zu können. Aber auch davor war ich schon politisch aktiv. Bereits in der DDR interessierte ich mich für Umweltthemen. Ich wuchs in Markkleeberg, im Südraum Leipzig auf und konnte so die Umweltverschmutzung und die Schäden in der Natur mit allen Sinnen wahrnehmen: den Dreck in der Luft, die Pleiße war schwarz mit violetten Schaumkronen und stank nach Phenol. Dörfer wurden schonungslos der Braunkohle geopfert.
Schon Ende der 80er Jahre engagierte ich mich für eine bessere Umwelt, war bei den Montagsdemos im Herbst 1989 in Leipzig dabei und als klar war, wie sich die politische Landschaft 1990 entwickelt, fand ich schnell zu den Grünen und engagiere mich seitdem vielfältig in meiner Partei Bündnis 90/ Die Grünen.

Saubere Umwelt ist bis heute ein aktuelles Thema. Vor kurzem hat sich die Kohlekommission auf einen Fahrplan für den Kohleausstieg geeinigt. Er beinhaltet einen verbindlichen Einstieg in den Ausstieg aus der Kohle. Dieser Schritt war überfällig und wäre ohne den langjährigen Druck der Umweltbewegung nicht vorstellbar gewesen. Dennoch ist es aus meiner Sicht nur der erste Schritt und wir brauchen schnellere Maßnahmen und klarere Vorgaben.

So wurde die Zukunft der von Zwangsumsiedelung betroffenen Orte im Kommissionsbericht nur vage umrissen. Bündnis 90/ Die Grünen werden sich weiter dafür einsetzen, dass kein Dorf mehr der Braunkohle zum Opfer fällt und wir eher einen sozialverträglich finanzierten Braunkohleausstieg hinbekommen. Ob unsere Position dabei mehrheitsfähig ist, wird sich zeigen. Denn zum Wesen der Demokratie gehört, dass man leidenschaftlich inhaltlich streitet, aber eben nicht immer die Mehrheit hat. Auch das gehört zu einer fairen, transparenten und damit "sauberen" Politik. Wie in vielen Bereichen des Lebens stoßen kontroverse Positionen aufeinander und keine Seite kann sich komplett durchsetzen. Der Kompromiss ist also ein typisches Ergebnis und kennzeichnend für Demokratien.

Weitere Infos: www.sachsensofa.de

Presseberichte:
http://www.lvz.de/Region/Borna/Ex-Bundestagspraesident-Lammert-kommt-zu-Debatte-nach-Kitzscher
http://www.lvz.de/Region/Borna/Norbert-Lammert-Monika-Lazar-und-Gregor-Giele-diskutieren-in-Kitzscher-auf-dem-Sachsensofa