Zum 25. Jahrestag der Einheit suchen die Grünen das Generationen-Gespräch

Pressebericht, OAZ, 04.09.2015

Im Oschatzer E-Werk erinnern sich Aufmüpfige an ihre harte Zeit in der DDR

Von Gabi Liebegall

Oschatz. 25 gelbe und grüne Luftballons über Oschatz. Damit eröffneten die Grünen am Mittwoch im E-Werk ihre Veranstaltung aus Anlass "25 Jahre deutsche Einheit". Eingeladen wurde zu einem Generationsgespräch und zur Ausstellungseröffnung "Der Weg zur Deutschen Einheit". Eingeladen waren dazu Gerhard Hemmann, Pfarrer i. R. (Generation 70+), Monika Lazar (Generation 50-), Grüne Bundestagsabgeordnete und David Schmidt (Generation 30+), Jugendsozialarbeiter aus Liebschützberg. Moderiert hat den Abend Claudia Maicher, Bündnis 90/Die Grünen. Als Vertreter der Stadt wurde der Beigeordnete Jörg Bringewald begrüßt.

Gerhard Hemmann war bereits zu DDR-Zeiten engagiert und gehörte zu denen, die sich aktiv gegen den geplanten Bau eines Kernkraftwerkes in Börln/Schwarzer Kater wehrten. Im Sommer 1989 habe er auch an einem Umweltgottesdienst teilgenommen. Daraus resultierten Konsequenzen für die Familie. Eine Tochter zum Beispiel habe die Erweiterte Oberschule (EOS) nicht besuchen dürfen. Am 7. Oktober 1989 habe er seine Töchter zum Fernsehen als Geschichtsstunde verdonnert. Es ging um die Parade in Berlin zum Tag der Republik. "Ich habe gesagt: 'Schaut euch das an, das werdet ihr nie wieder sehen'. Und es kam auch so", schilderte der Schmannewitzer und betonte, dass er sich über die Wiedervereinigung gefreut habe, sagte aber gleichzeitig: "Freiheit kostet was! Für die Demokratie muss etwas getan werden."

Schon als Schulkind habe Monika Lazar mit anderen über das Thema Umwelt diskutiert. In diesen Kreisen sei man sich einig gewesen, dass es in dem Land so nicht weiter gehen konnte. "Ich habe an der Handelshochschule in Leipzig studiert. Wir Studenten waren überall in der Stadt verstreut. Das war gut so, vor allem für die Treffen."
Es sei dann ein schönes Gefühl gewesen, endlich reden und die Meinung sagen zu können. Später aber hätten andere die Mehrheiten gehabt. "Wir brauchten einen langen Atem", sagte sie überzeugend und mit einer erfrischenden Ausstrahlung.

David Schmidt konnte sich erinnern, "dass ich als Kind eine Jacke hatte, worauf ein Paragleiter zu sehen war". Das sei bei bestimmten Menschen nicht gut angekommen. Und mit der Wende verbindet er, dass Erwachsene lange und intensiv fern gesehen haben. Und später? "Meine soziale Ader habe ich beim Zivildienst entdeckt." Nach dem Fachabitur für Wirtschaft und Verwaltung studierte er Gesundheits- und Sozialwesen. Sein Praxis-Semester habe er in einem Kinderheim in der Hauptstadt Kenias, in Nairobi, absolviert. Aber er wollte mehr sehen und erfahren. So habe er bei der Heilsarmee in Bolivien sowie in einem Waisenhaus in Thailand gearbeitet und sah sich immer mehr dem Christentum verbunden. Hohe Werte sind für ihn Barmherzigkeit und Nächstenliebe.

Gerhard Hemmann hoffte, dass diese Werte nicht verloren gehen. Damit kamen die die Gäste und Anwesende zum Thema Asylpolitik, das aus Zeitgründen nur gestreift werden konnte.