Liebe MitstreiterInnen, liebe Freundinnen und Freunde,
Rechtsextremen gelingt es leider auch in Zeiten der Pandemie,
gesellschaftliche Debatten zu kapern. Sie nutzen Anlässe wie die von
der Initiative "Querdenken 711“ veranstaltete Berliner
Corona-Demonstration Ende August, um ihre rassistische Propaganda zu
verbreiten. Zwar ist es in der bundesdeutschen Geschichte ein
neuartiger Tabubruch, dass Linke und EsoterikerInnen mit
Rechtsextremen demonstrieren. Dennoch hat die Verbindung von
Esoterik, Verschwörungsmythen und Rechtsextremismus eine lange
Tradition: Fortschrittsskepsis, Heilserwartung und der Wunsch nach
einfachen Wahrheiten sind als Gegenbewegung zur Moderne und ihren
Zumutungen kein neues Phänomen. Auch der Nationalsozialismus speiste
sich neben rassistischen und sozialdarwinistischen aus
pseudoreligiösen Ideologien.
Zweifellos waren die Ausschreitungen rund um das Reichstagsgebäude
am 29. August ein widerlicher Höhepunkt der aktuellen
Querfront-Bestrebungen. Jedoch machte der Bericht der Bundesregierung
dazu im Rahmen der Sitzung des Innenausschusses am 9. September noch
einmal deutlich, dass der vermeintliche „Sturm auf den Reichstag“ nach
wenigen Minuten auf den Treppenstufen endete. Insofern ist es
lächerlich, dass sich die rechte Szene für die Aktion feiert. In
sozialen Medien war mit großer Resonanz zum System-Umsturz aufgerufen
worden, daher hatte man erwartet und im berücksichtigt, dass es zu
Aktionen gegen symbolträchtige Objekte kommt. Wir sollten die
herbeifantasierte Erzählung der Rechten nicht übernehmen – trotz aller
berechtigten Kritik am Einsatzkonzept.
Dass diese gruseligen Bilder entstehen konnten, die weltweit
mit Erschrecken aufgenommen wurden, muss dennoch ein Weckruf sein.
Wenn grölende Rechtsextreme versuchen, ins Reichstagsgebäude
einzudringen – dann ist das ein unerträglicher Angriff auf das
Parlament, die Herzkammer unserer Demokratie. Auch wer der Meinung ist,
dass wir von Reptilien beherrscht würden, die Erde eine Scheibe und
der Mond eine Laterne sei, darf in unserem demokratischen Rechtsstaat
seine krude Weltsicht auf der Straße kundtun, und zwar geschützt von
der Polizei. Wer aber an einer Demonstration teilnimmt, bei der die
Reichsflagge geschwenkt und die Mund-Nasen-Maske zum Zeichen einer
angeblichen Unterwerfung unter eine bösartige Staatsmacht erklärt
wird, dem muss schon klar sein, von wem er sich da instrumentalisieren
lässt. Wenn sich die MitläuferInnen nun empört verbitten, mit
Rechtsextremisten in einen Topf geworfen zu werden, ist das keine
glaubhafte Distanzierung. Auch rechtsextreme Kampfsportler waren bei
den Demonstrationen in Berlin zugegen, wie schon bei den
Ausschreitungen in Chemnitz Ende August 2018. Im Sommer haben wir
erneut eine umfangreiche
Kleine Anfrage zur „Rechtsextremen Instrumentalisierung des
Kampfsports“ eingereicht, um auf die Gefahren dieser Entwicklung
hinzuweisen.
Viele Grüße und bleiben Sie gesund
Monika Lazar
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Online-Reihe Antirassismus:
„Ein Wir für Alle“
Im Zuge der Proteste gegen rassistische Polizeigewalt in den
USA sind auch in Deutschland viele Menschen auf die Straßen
gegangen, um gegen Rassismus in unserer Gesellschaft und den
Institutionen aufzustehen. Diese Demonstrationen speisen sich
auch aus der Wut über die rassistischen, antisemitischen und
antimuslimischen Anschläge in Hanau, Halle und Chemnitz. Die
grüne Bundestagsfraktion begleitet die Debatte mit einer
Online-Reihe mit dem Titel „Ein wir für Alle“.... [lesen]
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"10-Punkte-Plan
Antirassismus – endlich konsequent handeln"
Deutschland hat ein Rassismusproblem, und das nicht erst
seit Hanau, Halle und Chemnitz. Es ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Rassismus zu bekämpfen und ein
diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen. Dafür brauchen wir
eine breite und dauerhafte gesellschaftliche wie staatliche
Mobilisierung. Dafür haben Abgeordnete von Bündnis 90/Die
Grünen einen "10-Punkte-Plan Antirassismus – endlich konsequent
handeln" vorgelegt... [lesen] |
Kleine Anfrage „Einstellung
der Ermittlungen zum rechtsterroristischen
Oktoberfest-Attentat“
Am 26. September 1980 wurden beim Münchner
Oktoberfest-Attentat 13 Menschen getötet und 213 Menschen
verletzt. Trotz Zugehörigkeit zur rechtsextremen
Wehrsportgruppe Hoffmann (WSGH), früherer Mitgliedschaft in
der Wiking-Jugend, der Teilnahme an NPD-Veranstaltungen und
zahlreicher Verbindungen zu anderen rechtsextremen Personen,
erklärten die ErmittlerInnen den 21-jährigen Studenten Gundolf
Köhler vorschnell zu einem Einzeltäter und alleinigem
Verantwortlichen...
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Kleine Anfrage „Unterstützung und Förderung des
bürgerschaftlichen Engagements von (post-)migrantischen
Selbstorganisationen und Initiativen in Deutschland“
Die Corona-Krise hat nochmal auf herausragende Art und
Weise die hohe Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement und
einer engagierten Zivilgesellschaft aufgezeigt: Sei es durch
die spontane Nachbarschaftshilfe, Vereine, die Masken genäht
haben, Tafeln, die unter besonderem Hochdruck und neuen
Bedingungen die Hilfe für Obdachlose hochgefahren haben oder
die Gewaltschutz- und Konfliktberatung, die in der
Lockdownphase deutlich stärkere Nachfrage erfahren hat...
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