Rede zum TOP 14 - 61. Sitzung vom 08.11.2018
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe eSport-Community, die uns zu so später Stunde noch zuschaut!
Jugend- und Sportkultur ändern sich, und heute gehören Video- und Computerspiele für sehr viele Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene zum Alltag.
eSport ist ein weltweites Phänomen, das mittlerweile Millionen von Menschen begeistert. Vor dieser Entwicklung können Politik und Sport entweder die Augen verschließen, oder wir nehmen die Entwicklung als Realität an und versuchen, die positiven Aspekte zu fördern.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wir Grünen wollen gute Rahmenbedingungen für den eSport in Deutschland schaffen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Kern unseres Antrages ist daher die Anerkennung der Gemeinnützigkeit für eSport-Vereine. eSport-Vereine sollen die gleichen Vorteile haben wie andere Sportvereine: weniger Bürokratie gegenüber den Behörden, steuerliche Erleichterungen, Zugang zu kommunalen Räumen und vieles mehr.
In meinem Wahlkreis Leipzig gibt es den bisher einzigen eSport-Verein, der gemeinnützig ist. Ich finde, mehr eSport-Vereine sollten von der Gemeinnützigkeit profitieren können.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Deswegen wollen wir die Abgabenordnung ändern. Denn der eSport bietet viele Vorteile. Menschen mit und ohne Behinderung können hier vergleichsweise einfach an den Wettkämpfen teilnehmen, wenn die Barrierefreiheit gegeben ist. Internationale Grenzen spielen dank dem Internet keine Rolle, und klassische Sportvereine können durch eSport neue Mitglieder gewinnen.
Gleichzeitig sehen wir aber durchaus noch Gestaltungsbedarf im eSport. Zum Beispiel gibt es bisher noch kein einheitliches Antidopingregelwerk mit einem entsprechenden Dopingkontrollsystem. Das muss dringend mit der Nationalen Anti Doping Agentur entwickelt werden.
Außerdem ist der eSport sehr männlich geprägt. Auch da muss sich noch einiges ändern.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Der eSport-Bund Deutschland hat letzte Woche einen Ethikkodex vorgelegt, den wir sehr begrüßen. Darin finden sich sehr sinnvolle Maßnahmen, die nun umgesetzt werden müssen.
Wenn wir von Computerspielen reden, dürfen wir auch nicht verschweigen, dass es durchaus Suchtpotenzial gibt. Deswegen machen wir in unserem Antrag auch viele Vorschläge zur Prävention.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Gerade weil wir diese Risiken sehen, wollen wir eSport-Vereine fördern. Denn Vereine bieten eine soziale Struktur mit einem regelmäßigen Training. Und wenn wir medienkompetente Trainerinnen und Trainer ausbilden, dann sind auch Kinder und Jugendliche gut in eSport-Vereinen aufgehoben.
Wir Grünen sagen aber auch ganz bewusst - darin unterscheiden wir uns zum Beispiel vom Koalitionsvertrag -: Ob eSport Sport ist oder nicht, hat nicht die Politik allein zu entscheiden. Denn Sport ist in Deutschland immer noch autonom.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Der Deutsche Olympische Sportbund entscheidet also eigenständig, welche Verbände er aufnehmen will und welche nicht.
Ich finde es schade, dass sich der DOSB letzte Woche sehr zurückhaltend zum eSport geäußert hat. Denn DOSB und ESBD können wechselseitig durchaus voneinander profitieren. Ich hoffe, dass der Dialog von beiden Verbänden trotzdem fortgesetzt wird.
Die Koalition hat in ihrem Koalitionsvertrag weitreichende Versprechen zum eSport gemacht. Wir Grünen fangen jetzt mit ganz konkreten Vorschlägen an. Ich bin schon sehr gespannt auf die Beratungen jetzt im Plenum und auch im Sportausschuss.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Petra Sitte (DIE LINKE))