Freier Himmel für Antonows - Luftverkehr von Leipzig/Halle

Pressebericht, Mitteldeutsche Zeitung, 24.02.2015

Von Steffen Höhne

Das russisch-ukrainisches Konsortium „Ruslan Salis“ fliegt weiter Kriegsgüter vom Flughafen Leipzig/Halle in die Krisengebiete der Welt. Das Militärbündnis Nato verlängert die Verträge bis 2017.

Schkeuditz. Auch in den kommenden zwei Jahren werden die Riesenflieger vom Typ Antonow 124 vom Flughafen Leipzig/Halle aus Kriegsgerät in Krisengebiete rund um den Globus fliegen. Das Militärbündnis Nato verlängerte bereits im Dezember 2014 Transport-Verträge mit dem russisch-ukrainischen Konsortium „Ruslan Salis“ bis mindestens Ende 2016, teilte das Unternehmen auf MZ-Anfrage mit.

Sechs Maschinen stehen - mit unterschiedlichen Vorlaufzeiten - gleichzeitig bereit. Auch das Bundesverteidigungsministerium bestätigte die Vertragsverlängerung in einer schriftlichen Anfrage der sächsischen Grünen-Bundestagsabgeordneten Monika Lazar.

Etwa 100 Militärtransporte im Jahr

Bereits seit 2006 fliegt die Gesellschaft im Auftrag von Nato und EU-Nationen beispielsweise Panzer, Haubitzen oder Gewehre nach Afghanistan, Mali oder Kongo. Im vergangenen Jahr übernahm die Gesellschaft für die Bundeswehr auch Waffenlieferungen in den Nordirak. Ende August hatte die Bundesregierung entschieden, der Bitte von Massud Barsani zu entsprechen und dem Präsidenten der kurdischen Autonomieregion Waffen für den Kampf der Peschmerga gegen die Terrormilizen des IS zu liefern (die MZ berichtete). In der Vergangenheit gab es insgesamt etwa 100 Transporte jährlich für das Bündnis. Unumstritten waren diese noch nie, durch die Ukraine-Krise gewinnen sie zusätzlich an Brisanz.

Hinter Ruslan Salis stehen die russische Unternehmensgruppe Volga-Dnepr Airlines und die ukrainische Antonov Design Bureau. Beide zusammen verfügen über 17 Antonow 124, die je bis zu 150 Tonnen Fracht aufnehmen können. Zum Vergleich: Die der Bundeswehr derzeit zur Verfügung stehenden Militärtransporter vom Typ Transall können nur acht Tonnen Fracht tragen. Auch der neue Militärtransporter A400M kann nur maximal 30 Tonnen transportieren. Kurz: Will die Bundeswehr schweres und sperriges Gerät fliegen, muss sie die Antonow ordern.

Für die Grünen-Bundestagsabgeordnete Lazar ist die Situation paradox: „Während die Bundesregierung nach härteren Wirtschaftssanktionen gegen Russland ruft, verkündet das Bundesverteidigungsministerium die Verlängerung des Kooperationsprojektes Salis“. Wenn es um diese Dienstleistungen auf dem Flughafen Leipzig/Halle gehe, seien „Sanktionen also unerwünscht und politischer Druck gegen Putin scheinbar nicht mehr wichtig“.

Für viele Beobachter ist allerdings auch erstaunlich, dass trotz des russisch-ukrainischen Konflikts in der Ostukraine die Partnerschaft am Himmel hält. „Natürlich ist die politische Lage kompliziert, doch wir arbeiten ohne Änderungen ordentlich zusammen“, sagte Volga-Dnepr-Sprecher Vitaly Shmelkov gestern der MZ.

Proteste von Fluglärmgegnern

Die Antonows sind auch den Fluglärmgegnern am mitteldeutschen Airport ein besonderer Dorn im Auge. Seit Jahren kämpft die Bürgerinitiative „IG Nachtflugverbot“ gegen die besonders lauten Flieger - bisher ohne Erfolg. Lazar, deren Partei einst für den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr stimmte, sagte: „Für ihre Gesundheit interessiert sich weder die Bundesregierung noch die sächsische Staatsregierung.“ (mz)

Quelle: www.mz-web.de/.../luftverkehr-von-leipzig-halle-freier-himmel-fuer-antonows