Rede, Deutscher Bundestag - 17. Wahlperiode - 158. Sitzung - 09.02.2012
Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Weibliche Genitalverstümmelung ist eine der schwersten Menschenrechtsverletzungen und muss auf der ganzen Welt durch Aufklärung und Verfolgung der Täterinnen und Täter bekämpft werden. Weder Religion noch Kultur schreiben Genitalverstümmelung vor. Es gibt keinen Rechtfertigungsgrund für diese Praxis, mit der die Grundrechte auf Leben, körperliche Unversehrtheit und selbstbestimmte Sexualität eingegrenzt werden.
Genitalverstümmelung beschränkt sich nicht auf weit entfernte Regionen, sondern ist durch Flucht und Migration auch bei uns in der EU angekommen.
In Deutschland werden viele Frauenärztinnen und -ärzte mit den Folgen des Rituals konfrontiert. Eine Stichprobe von UNICEF zeigt, dass bereits 43 Prozent eine beschnittene Frau in ihrer Praxis hatten. Nach Schätzung der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes sind allein in Deutschland mindestens 20 000 Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen sowie weitere 5 000 davon bedroht. Minister Niebel spricht in einer aktuellen Pressemitteilung sogar von 30 000 Frauen und Mädchen. Diese erlittenen Verletzungen sind niemals revidierbar. Zu den lebenslangen Schmerzen und körperlichen Einschränkungen kommen seelische Qualen sowie der Verlust sexuellen Erlebens hinzu.
Wir Grüne legen heute einen Gesetzentwurf vor, der vorsieht, die Genitalverstümmelung ausdrücklich als Fall schwerer Körperverletzung in das Strafgesetzbuch aufzunehmen und eine Möglichkeit der Bestrafung zu eröffnen, wenn das Mädchen dazu ins Ausland gebracht werden soll...
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