Von Uwe Lemke
Mittweida. Nach der Wahl ist vor der Wahl. Unter dem Motto "Deutscher Bundestag - unsere Abgeordneten" hat deshalb gestern eine Wanderausstellung in der Bürkelhalle der Mittweidaer Fichte-Schule ihre Türen geöffnet. Auf 20 verschiedenen Tafeln informiert die höchste deutsche Volksvertretung damit über ihre Arbeit.
"Wir wollen unter anderem zeigen: Was richte ich als Wähler mit meiner Stimme eigentlich aus?", sagt Dorothee Kreuzer, die im Bundestag für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, zum Anliegen dieser Schau, die bis Freitag zu sehen ist. Das Angebot richte sich an die gesamte Bevölkerung, vor allem aber an junge Leute und Schulklassen.
Oberbürgermeister Matthias Damm (CDU) nutzte die Eröffnung, um die aus seiner Sicht geringe Wahlbeteiligung von rund 55 Prozent in Mittweida zu kritisieren. "Zu oft halten sich die Leute aus Entscheidungsprozessen heraus. Und so entstehen Verschiebungen, die nicht repräsentativ sind." Er halte es für sehr wichtig, dass vor allem junge Leute Kenntnisse über den Ablauf im Bundestag erhalten. Diesbezüglich sei diese Ausstellung sehr wichtig.
Eigens zur Eröffnung waren gestern auch Monika Lazar und Peter Hettlich in die Bürkelhalle gekommen. Beide sitzen für Bündnis 90/ Die Grünen im Bundestag. Hettlich, der demnächst in die Nähe von Roßwein zieht, werde nach zwei Legislaturperioden im Herbst nicht wieder für den Bundestag antreten. Dennoch plauderte er aus dem Nähkästchen: "Eine solche Ausstellung dient auch dazu, eine gewisse Hemmschwelle zu überwinden, die manche immer noch haben.
Dabei sind Bundestagsabgeordnete doch Menschen wie du und ich", sagte er und fügte augenzwinkernd hinzu: "Typische Feindbilder unter den Abgeordneten gibt es nicht. Wir verstehen uns untereinander sehr gut, auch wenn wir andere politische Auffassungen haben." Das vielerorts im Lande kursierende schiefe Bild des Politikers werde durch eine solche Ausstellung korrigiert.
Da in diesem Jahr noch zweimal Wahlen anstehen, appellierte die Grünen-Abgeordnete Monika Lazar, sich daran zu beteiligen, denn im Osten gebe es erst seit 1990 die Chance auf freie Wahlen. Es sei beängstigend, dass seither die Wahlbeteiligung stetig abgenommen hat.