Düsseldorf. Die Absage kam schnell und deutlich: "Dem Gebrauch von Pyrotechnik in Stadien durch Zuschauer steht die Bundesregierung weiterhin ablehnend gegenüber." So steht es in einer Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag, die unserer Redaktion vorab vorlag. Nur zehn Tage lagen zwischen Fragestellung und Beantwortung – und die Stellungnahme der Regierung lässt keine Zweifel daran, dass es beim Thema Pyrotechnik im Fußballstadion so schnell keine Lösung geben wird.
Zuletzt hatten Befürworter ihre Hoffnungen auf sogenannte "kalte Pyrotechnik" gesetzt. Auch Vereinsvertreter, unter anderem von Fortuna Düsseldorf oder dem Hamburger SV, hatten sich für entsprechende Tests ausgesprochen. Erreichen die bislang überwiegend verwendeten Seenotfackeln über 2000 Grad und somit eine hohe Brand- und Verbrennungsgefahr, werden die neuartigen, in Dänemark entwickelten "kalten" Bengalos nur rund 200 Grad heiß. Dennoch lehnt die Bundesregierung etwaige Modellprojekte in deutschen Stadien ab. "Aufgrund erheblicher Gefahren für die Sicherheit auch unbeteiligter Stadionbesucher sieht die Bundesregierung keinen Sinn in Modellprojekten und diesbezüglich auch keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf." Die Bezeichnung "kalte Pyrotechnik" sei "insofern irreführend, als auch beim Abbrennen der so bezeichneten Gegenstände eine erhebliche Hitze- und Rauchentwicklung stattfindet." Mögliche Folgen seien beispielsweise Augenreizungen, Übelkeit oder Atemprobleme.
Die Antragstellerin und Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar äußerte sich enttäuscht über das klare Nein aus Berlin für den Versuch, neuartige Pyrotechnik zu legalisieren. "Die Bundesregierung sollte hier ihre ideologischen Scheuklappen ablegen", sagte Lazar. So seien in Österreich und Norwegen längst Projekte zum alternativen Umgang mit Pyrotechnik gefunden worden. "Klar ist: Der rein repressive Kampf gegen Pyrotechnik ist gescheitert. Populistische law-and-order-Forderungen, wie Knast für Zündler, bringen uns nicht weiter", so Lazar.
Damit kritisiert die Leipzigerin auch die Forderungen zahlreicher Landes-Innenminister, unter anderem von NRW-Vertreter Herbert Reul. Der hatte erst kürzlich die Vereine aufgefordert, mehr in die Sicherheit und die Ordnungsdienste zu investieren, "damit beispielsweise gefährliche Pyrotechnik gar nicht erst in die Stadien gelangt und Stadionverbote auch konsequent durchgesetzt werden". Auf Bundesebene prüft das Innenministerium aktuell, ob sich beispielsweise eine Erhöhung des Strafmaßes oder die Schaffung neuer Tatbestände "auf eine Reduzierung der missbräuchlichen Verwendung von Pyrotechnik in Fußballstadien auswirken können". Aktuell werden solche Vergehen meist als Ordnungswidrigkeit geahndet und zivilrechtlich kaum bestraft. Stattdessen können der DFB und die Vereine mehrjährige Stadionverbote aussprechen. Der Verband sprach außerdem dutzende Geldstrafen in insgesamt Million-Höhe gegen die Klubs aus, deren Fans besonders auffällig zündelten. Ein Vorgehen, das Politikerin Lazar nicht zielführend ist. "Letztlich machen wir die Stadien für alle sicherer, wenn Pyrotechnik kontrollierter und kälter abgebrannt wird, und nicht wie jetzt ohne jegliche Auflagen."
Autor: Clemens Boisserée
[Quelle: rp-online.de]