Corona-Krise: Fortsetzung der Bundesliga-Saison stößt auf Skepsis

Pressebericht, www.rnd.de, 21.04.2020

Die Ministerpräsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen, Markus Söder (CSU) und Armin Laschet (CDU), möchten die Fußball-Bundesliga-Saison ab dem 9. Mai zu Ende spielen lassen - vor leeren Rängen. Die Grünen-Sportpolitikerin Monika Lazar meldet Bedenken an. Sie warnt unter anderem, dass die Profis Tests in Anspruch nähmen, die andernorts gebraucht würden.

Berlin. Die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Monika Lazar, hat sich skeptisch zu Plänen geäußert, die Saison der Fußball-Bundesliga ab Mitte Mai ohne Publikum zu Ende zu bringen. "Wir müssen unbedingt verhindern, dass wir mit vorschnellen Entscheidungen für den Fußball neue Infektionswellen schaffen", sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor dem Hintergrund der Corona-Krise. "Die ganze Gesellschaft muss gerade herbe Einschränkungen hinnehmen, das gilt auch für den Fußball."

Es dürfe "auf keinen Fall zu der Situation kommen, dass Schnelltests, die anderswo medizinisch notwendig sind, Profifußballern vorbehalten werden, um das Produkt Bundesliga am Leben zu halten. Das wäre unverantwortlich", fügte Lazar hinzu. Ohnehin könnten Geisterspiele „nur eine Notlösung“ sein. Denn Fußball sei "ein Zuschauersport, der auch von Fans lebt, die ihre Mannschaft im Stadion anfeuern". Die Grünen-Politikerin mahnte: "Wenn irgendwie möglich, müssen Geisterspiele verhindert werden. Ohne die lebendige Fankultur fehlt dem Fußball ein Teil seiner Seele."

Bis zu 20.000 Tests nötig

Der sportpolitische Sprecher der Linksfraktion, André Hahn, sagte dem RND: "Profi-Fußball ist ohne die Zuschauer durch die Fernsehgelder vielleicht einige Monate überlebensfähig, aber eigentlich kaum vorstellbar und auch nicht attraktiv, weder für die Fans und wohl auch nicht für die Spieler." Zwar könnten Geisterspiele in der Bundesliga eventuell helfen, die Corona-bedingten Verluste der reichsten Vereine zu reduzieren, "der sportliche Wert einer so zu Ende gebrachten Saison bliebe dennoch fragwürdig". Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach äußerte sich ebenfalls kritisch.

Am Montag hatten der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU) den 9. Mai als Termin für die Fortsetzung der Saison vor leeren Rängen ins Spiel gebracht. In Bayern ist bekanntlich der Tabellenführer FC Bayern München zu Hause. Nordrhein-Westfalen wiederum ist das Land mit der höchsten Dichte an Bundesliga-Vereinen und mit noch drei potenziellen Meisterschafts-Aspiranten: Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte: "Geisterspiele sind besser als nichts." RB Leipzig liegt derzeit auf Platz drei der Tabelle.

Noch neun Spieltage

In der laufenden Saison sind noch neun Spieltage offen. Bei einem Saisonabbruch droht der Verlust von TV- und Sponsorengeldern. Das könnte 13 Klubs der ersten und zweiten Liga die Existenz kosten.

Im Gespräch ist, dass die Bundesliga-Spieler alle drei Tage auf das Coronavirus getestet werden, um die Sicherheit zu garantieren. Bis zum Saisonende würden so vermutlich etwa 20.000 Tests anfallen. Ein zweites Problem bestünde darin, dass sich hunderte Fans außerhalb der Stadien treffen könnten – wie dies beim Geisterspiel zwischen Gladbach und Köln vor der Corona-Zwangspause bereits geschah. Und schließlich dürfte eine Erlaubnis für die Fußball-Bundesliga Begehrlichkeiten in anderen Sportarten nach sich ziehen – und eine allgemeine Gerechtigkeitsdebatte auslösen.

Autor: Markus Decker

[Quelle: www.rnd.de/politik]