Markkleeberg. Das geplante Golfresort und Spa Hotel am Cospudener See war gestern Abend Thema einer Informationsveranstaltung im Markkleeberger Rudolf-Hildebrand-Gymnasium. Etwa 450 Leute waren der Einladung von Oberbürgermeister Bernd Klose gefolgt.
„Wir wollen nicht gegen den Charakter des Cospudener Sees bauen, da wären wir ja verrückt.“ Jan Mauelshagen, Leiter des strategischen Managements beim Investor Unister GmbH stellte die „Resort-Idee“ in der Aula erstmals im Angesicht einer breiten Öffentlichkeit vor. Allerdings ohne Grafiken und Hotelabbildungen. „Die bisher abgedruckten Pläne waren eine erste Visualisierung. Nicht mehr“, so Mauelshagen. Um weitere böse Gerüchte in einem sehr frühen Planungsstadium zu verhindern, wolle Unister vorerst nur noch mit so genannten Platzhaltern arbeiten.
„Investoren sind uns herzlich willkommen, wenn sie etwas in unserem Sinn tun möchten“, erklärte Klose. Er forderte die Anwesenden auf, sich der Bedeutung des Tourismus’ für die wirtschaftliche Entwicklung der Region und der Stadt Markkleeberg bewusst zu werden. „Ich möchte, dass der Stadtrat die Gelegenheit bekommt, sich ernsthaft mit dem Konzept auseinanderzusetzen“, bat der Rathauschef mit Blick auf die zahlreich vertretenen Abgeordneten.
„Das ist kein Tribunal und kein Abend der Entscheidung. Lassen Sie uns sachlich und fair diskutieren. Schließlich reden wir über eine qualifizierte Absichtserklärung eines Investors.“ Mehrfach äußerte Moderator Andreas Bergner vom Planungsverband Westsachsen die Bitte. Wirklich notwendig war sie indes nicht. Auch wenn im Publikum wie zu erwarten vor allem Projektgegner saßen: „Ich halte die Pläne für moralisch verwerflich“, meldete sich Physiker Georg Bar als erster zu Wort. Jahrzehntelang hätten die Menschen in der Region darauf gewartet, die Tagebauflächen der Natur zurückzuführen. Kaum aufwändig angepflanzt, müsse der Eichen- und Buchenwald nun großräumig wieder weichen, befürchtete auch Helmut Neubert. Der Markkleeberger erinnerte an die Grundsätze der Expo 2000, in deren Rahmen der Cospudener See freigegeben wurde: „Eine Prämisse hieß damals: keine Uferbebauung.“
„Herr Oberbürgermeister, Sie wollen aus der Landschaft wirtschaftlich was rausholen. Das ist doch mit der Kohle schon zur Genüge getan worden“, sagte Juliane-Viktoria Schlott. Ulrich Thomä bezweifelte den von Unister wiederholt zugesicherten öffentlichen Zugang des Golfplatzes: „Der verbraucht viel Fläche für wenige Leute, und zum Spazieren braucht man einen Helm.“
Wolfgang Klinger, Beigeordneter des Landkreises Leipzig, warf vom Podium ein: „Ich halte die Zusammensetzung im Saal für nicht ausgewogen“, bekam dafür aber keinen Beifall. Dabei werde mit diesem Projekt die Weichenstellung für das Neuseenland erfolgen. Darauf plädierte ein Plagwitzer, „Investitionen am See nicht zu bremsen“.
Schriftlich beteiligte sich auch Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar an der Diskussion. „Neben den begründeten Zweifeln aus naturschutzfachlicher, aber auch städtebaulicher Sicht verstößt die Planung eindeutig gegen den Willen einer Mehrheit der Bürgerschaft“, schreibt sie in einem Brief an Klose. „Die Nutzbarkeit des Cospudener Sees durch die Öffentlichkeit sollte auch zukünftig oberste Priorität haben“, so die ehemalige Markkleebergerin.
Brief Monika Lazars an den OBM von Markkleeberg Dr. Klose:
An die
Stadt Markkleeberg
Herr Bürgermeister Dr. Klose
Rathausplatz 1
04416 Markkleeberg
Leipzig, 2. März 2009
Sehr geehrter Herr Dr. Klose,
als ehemalige Markkleebergerin und Stadträtin wende ich mich an Sie.
Ich möchte Sie mit diesem Brief darauf aufmerksam machen, dass mit dem Argument der Schaffung von Arbeitsplätzen nicht die kritische Sicht auf Planungen und deren machbare Umsetzung verlorengehen darf.
In dem mir vorliegenden Planungskonzept zum Golfresort und Spa Markkleeberg wird unter Punkt 1 der Aufgabenstellung neben der groben Beschreibung des Planungskonzeptes festgestellt, dass die Stadt Markkleeberg das derzeitige Vorranggebiet Natur und Landschaft im Rahmen eines Zielabweichungsverfahrens als Hotelstandort umzunutzen will. Der Bebauungsvorschlag, der sich lediglich bunt bebildert und ohne detaillierte Machbarkeitsstudien computeranimiert darstellt, soll Grundlage zur Einleitung des Verfahrens sein. Neben den begründeten Zweifeln aus naturschutzfachlicher aber auch städtebaulicher Sicht, verstößt diese Planung eindeutig gegen den Willen einer Mehrheit der Bürgerschaft in Markkleeberg. In den letzten Tagen haben mich dazu sowohl Briefe, e-mails als auch Anrufe dazu erreicht.
Die Nutzbarkeit des Cospudener See`s mit all seinen Zuwegungen durch die Öffentlichkeit sollte auch zukünftig oberste Priorität haben.
Natürlich ist der Aspekt der „Bewirtschaftung“ nicht außer Acht zu lassen, dazu hätte es allerdings dringend Absprachen mit den derzeitigen Pächtern und Nutzern geben müssen.
Dieses Konzept ist, im Sinne einer ökologischen und sanften touristischen Erschließung, weder durchdacht noch liefert es irgendeinen Beweis der Machbarkeit.
Ganz im Gegenteil, es schließt die Markkleeberger Bevölkerung und alle anderen unmittelbaren Anrainer und Nutzer bewusst aus.
Ich bitte Sie daher noch einmal genau zu prüfen, in wie weit dieses Projekt überhaupt umsetzbar ist und wie die Markkleeberger Bürgerschaft in die weiteren Planungsabläufe einbezogen werden sollen.
Ich werde die Bürgerinitiative „Stopp Privatisierung Cospudener See“ unterstützen, denn nur so sehe ich langfristig die öffentliche Nutzung des Cospudener See`s mit seinen Uferbereichen für die Bevölkerung gesichert.
Mit freundlichen Grüßen, Monika Lazar
Dieser Brief wurde in der durch den OBM Markkleebergs, Dr. Klose, am 04.03.2009 einberufenen Podiumsveranstaltung in die Diskussion einbezogen.