Landesdirektionspräsident Walter Christian Steinbach (CDU), Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sowie die beiden Landräte Michael Czupalla (CDU, Nordsachsen) und Gerhard Gey (CDU, Landkreis Leipzig) sprachen sich gestern auf einer Sitzung "vehement gegen die Pläne aus". Das bundeseigene Unternehmen Bahn will, wie berichtet, unter anderem die ICE-Verbindung zwischen Berlin und München nicht mehr über Leipzig, sondern über Halle zu führen.
Die Politiker forderten Bahn-Chef Rüdiger Grube per Brief auf, "ein klares Bekenntnis für den Erhalt und weiteren Ausbau Leipzigs als maßgeblichen Verkehrsknotenpunkt in Mitteldeutschland" abzulegen. Die Verwirklichung der Bahn-Absichten sei für die gesamte Region "nicht hinnehmbar", sagte Steinbach und kündigte, sofern die Bahn nicht einlenkt, entsprechende Aktionen an. Der Landesdirektionspräsident sagte, die Region sei organisiert "und weiß sich zu wehren". Steinbach spielte damit auf das regionale Aktionsbündnis an, das 1997 maßgeblich zur Rettung der Reudnitzer Brauerei beigetragen hatte. Der damalige Eigentümer, der Dortmundern Konzern Brau und Brunnen, wollte die hiesige Brauerei schließen, obwohl sie schwarze Zahlen schrieb.
Einer der Mitstreiter im damaligen Aktionsbündnis, Joachim Dirschka, meldete sich gestern ebenfalls zu Wort. Die Absichten der Bahn, sie plant zudem Einschnitte auf der Strecke Dresden-Leipzig-Frankfurt, seien "nicht akzeptabel", sagte der Präsident der Handwerkskammer. "Eigentlich mutet es wie ein Treppenwitz der Geschichte an, dass die Bahn quasi pünktlich zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit partiell abwickeln möchte." Damit würde der Aufholprozess der neuen Länder abrupt gestoppt, befürchtet Dirschka.
Die Leipziger Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar forderte darüber hinaus: "Leipzig muss ICE-Knotenpunkt im Netz der Deutschen Bahn bleiben." Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Bahn das Streckennetz um Leipzig jahrelang ausbaue und optimiere, "um es dann zu zerstören". Ein Wegfall des Verkehrsknotens Leipzig wäre verheerend und hätte negative Auswirkungen auf die gesamte Region, so Lazar.