Aktion Perspektivwechsel: Abgeordnete arbeiten für einen Tag im Berufsbildungswerk Leipzig
Fast 100 Teilnehmer aus dem öffentlichen Leben nehmen diese Woche an der zum vierten Mal in ganz Sachsen stattfindenden Aktion "Perspektivwechsel" teil. Interessierte Vertreter aus Politik, Verwaltung, Krankenkassen, Wirtschaft und Medien sind dabei von der Freien Wohlfahrtspflege eingeladen, in unterschiedlichsten sozialen Einrichtungen einen Tag mitzuarbeiten.
So besuchten die beiden Leipziger grünen Abgeordneten Monika Lazar (Bundestag) und Michael Weichert (Landtag) das Berufsbildungswerk in der Markranstädter Straße. Hier arbeiteten die beiden Politiker in den unterschiedlichsten Angeboten der Einrichtung mit. Dazu besuchte die Bundestagsabgeordnete das "Netz kleiner Werkstätten". Hier arbeiten junge benachteiligte, ausbildungs- oder arbeitslose Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die so auf freiwilliger Basis wieder eine berufliche und gesellschaftliche Perspektive erhalten wollen. "Ich habe gesehen, wie schwierig es ist, mit den Jugendlichen umzugehen. Aber an der praktischen Arbeit zeigt sich, die können was, die sind fit", schätzt Lazar ein. Es sei erfreulich zu wissen, dass es möglich sei, die jungen Menschen wieder gesellschaftsfähig zu machen. Gemeinsam mit diesen jungen Menschen arbeitete sie den ganzen Vormittag in der Fahrradwerkstatt. In dieser kann jeder Interessierte sein Fahrrad zu Reparaturen oder zu Inspektionen abgeben. Am Nachmittag besuchte die Grünenpolitikerin dann die Abteilung für Landschaftspflege.
Der sächsische Landtagsabgeordnete Michael Weichert besuchte hingegen die Kleiderkammer der Produktionsschule Leipzig, welche ebenfalls zum Berufsbildungswerk gehört. "Die Perspektive erlaubte mir, eine mal völlig andere Sichtweise zu erleben. So kann ich auch mal Entscheidungen nicht nur durch die ,Brille' eine Politikers sehen und konnte in Erfahrung bringen, wie viel Arbeit nötig ist, um mit benachteiligten Jugendlichen zu arbeiten", beschreibt Weichert den Eindruck von "seinem" Aktionstag. Jedoch habe ihn positiv überrascht, wie selbstständig die Jugendlichen arbeiten können. "Es ist toll, wie die jungen Menschen die Kleiderkammer führen. Von der Deko, über den Verkauf bis zur Kasse", so Weichert weiter. Die Verantwortung zwischen Umsatzvorgaben und Preisgestaltung bei der größtenteils sozial sehr schwachen Kundschaft meisterten sie mit viel Gespür. Geld sei auch noch nie abhanden gekommen, bestätigt der pädagogische Geschäftsführer des Berufsbildungswerks, Arvid Schaub. Der findet den Besuch der Abgeordneten sehr wünschenswert. "Es ist sehr schön, dass die Politiker mal erfahren, worüber sie in Bundes- oder Landtag abstimmen. So bekommen sie mal einen Eindruck, was für Arbeit die sozialen Einrichtungen leisten."
Die beiden Grünenpolitiker haben jeweils ihre Lehren aus dem Besuch gezogen. Lazar hat für sich erkannt: "Gut zu wissen, dass auch Gelder ankommen und weiter Mittel fließen müssen." Außerdem müsse es leichter für die Träger sein, an Fördergelder zu kommen. Kollege Weichert sieht es recht ähnlich, seiner Einschätzung nach müssten weiter Gelder zu Unterstützung der sozialen Projekte aufgebracht werden. Der heutige Tag habe ihm das noch mal verdeutlicht.
Lazar und Weichert sind bei weitem nicht die einzigen Politiker mit "Perspektivwechsel", auch die Landtagsabgeordneten Holger Mann, Dirk Panter (beide SPD) und Gisela Kallenbach (Grüne) beteiligten sich unter anderen in dieser Woche an der Aktion.