Eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent in den Aufsichtsräten von börsennotierten und der Mitbestimmung unterliegenden Unternehmen fordert der Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen. Dem schließt sich ein Antrag der SPD an. Auch die Fraktion Die Linke fordert in einem Antrag mehr Geschlechtergerechtigkeit.
Ausschussanhörung
Nach der ersten Lesung zum bündnisgrünen Gesetzentwurf im Bundestag im Dezember 2010 fand dazu am 11. Mai, eine gemeinsame öffentliche Anhörung des Rechtsausschusses und des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend statt.
Mehrheit der Sachverständigen für Quote
Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erläuterte, dass sich der Anteil von Frauen in Führungspositionen über die Jahre kaum verändert habe. Dem schloss sich auch Jutta Freifrau von Falkenhausen von Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) an. Zehn Jahre nach der freiwilligen Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Arbeitgeberverbänden habe sich nichts bewegt. Diese Quote widerspräche in keiner Weise der Verfassung, so Professorin Silke Ruth Laskowski von der Universität Kassel. Professorin Ute Sacksofsky von der Universität Frankfurt am Main bezeichnete die andauernde Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen als peinlich. Professorin Heide Pfarr, Mitglied der Geschäftsführung in der Hans-Böckler-Stiftung und Aufsichtsrätin betonte, sie sei gerne eine Quotenfrau. Wirtschaft und Gesellschaft bräuchten diese dringend, sonst würde sich an den Strukturen nichts ändern. Professorin Marlene Schmidt vom Deutschen Juristinnenbund (djb) zitierte aus der sinus sociovision Studie, nach der die "gläserne Decke" für Frauen fast undurchdringlich ist. Die Fristen für die Erreichung der Quote müssten eher eng gefasst sein, damit Bewegung in die starren Verhältnisse käme. Sie konnte sich auch eine Quote für Vorstände vorstellen.
Die Union hatte neben zwei Befürworterinnen der Quote auch zwei GegnerInnen benannt. So sprach sich Angelika Dammann, Vorstandsmitglied bei SAP, gegen gesetzliche Maßnahmen aus. Sie forderte eine Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft für ein längerfristiges Maßnahmenpaket, das Ausbildung, Kinderbetreuung und Zeitpolitik umfassen müsse.
Professor Heribert Hirte von der Universität Hamburg lehnte die Quote wegen der zu geringen Anzahl qualifizierter Bewerberinnen ab. Dies sah auch die von der FDP eingeladene Personalberaterin Yvonne Beiertz so. Neue Gesetze seien nicht erforderlich, der Corporate Governance Kodex biete genügend Möglichkeiten.
In der Analyse des Status quo waren sich alle Sachverständigen einig: Es gibt zu wenig Frauen in den deutschen Aufsichtsräten, das muss sich ändern.
Quelle: www.gruene-bundestag.de