Bundestagswahlkampf der Grünen: Frauenrevolte für die Quote

Pressebericht, taz, 14.03.2012

Junge grüne Politikerinnen protestieren gegen Jürgen Trittin als alleinigen Spitzenkandidaten. Mancher Satz im Protestschreiben klingt wie eine direkte Attacke auf ihn.

von Ulrich Schulte

BERLIN taz | Deutlicher können sie ihren Parteifreunden kaum die Leviten lesen. „Lasst eure Finger von der Quote!“ steht fett gedruckt über einem Aufruf, den zwei Dutzend Grünen-Politikerinnen unterzeichnet haben. Und auch der Rest lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. „Wir sprechen uns entschieden dagegen aus, bei der Besetzung des grünen Spitzenpersonals zur Bundestagswahl ’Und tschüss‘ zur Quote zu sagen“, schreiben die Verfasserinnen.

Unterschrieben haben das zweiseitige Papier, das der taz vorliegt, unter anderen die Bundestagsabgeordneten Agnieszka Brugger und Agnes Krumwiede, die Europaabgeordnete Ska Keller und die Sprecherin der Grünen Jugend, Sina Doughan – aber auch viele Frauen aus den Kreisverbänden.

Der Aufruf ist ausdrücklich als Statement junger Frauen zum aktuellen Streit über das Spitzenpersonal gedacht: „Wir möchten bewusst machen, dass junge Frauen die Quote für etwas Wichtiges und Hochmodernes halten“, sagte die Initiatorin Brugger am Dienstag. Denn die jüngste Debatte habe den Unterton gehabt, „die Quote ist etwas aus der Mottenkiste.“

Damit spielt die Abgeordnete auf den Machtkampf der Spitzengrünen an. Seit Wochen wartet die Partei darauf, dass sich die ParteichefInnen Claudia Roth und Cem Özdemir und die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast und Jürgen Trittin einigen, in welcher Kombination sie die Grünen im Bundestagswahlkampf vertreten.

Zuletzt waren intern Stimmen laut geworden, Trittin zum alleinigen Kandidaten zu küren. Besonders manche Realos wie Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann präferieren eine personelle Zuspitzung. Sie wollen Trittin das Feld überlassen, obwohl er zum linken Flügel gehört. Doch Roth hatte in der taz auf die Quote gepocht und angekündigt, selbst antreten zu wollen...

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Quelle: www.taz.de