Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Damit ist die Bundesrepublik (neben Estland, Tschechische Republik, Österreich und den Niederlanden) Schlusslicht in der Europäischen Union! Die EU-Kommissarin für Justiz und Grundrechte, Viviane Reding, kritisierte die Lage in Deutschland mit den Worten: "Ich erwarte mehr Ambition und mehr Tatendrang."
Um auf diese drastische Lohnungerechtigkeit aufmerksam zu machen, rufen viele Verbände jedes Jahr am 26. März zum Equal-Pay-Day auf. Er markiert symbolisch den Tag, bis zu dem eine Frau arbeiten müsste, um das gleiche Gehalt eines männlichen Kollegen aus dem Vorjahr zu erzielen.
Gesetze erforderlich
Die Lohnkluft zwischen Frauen und Männern ist in Deutschland seit Jahren stabil – allen Appellen, Mahnungen und Forderungen zum Trotz. Auch die freiwillige Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Arbeitgeberverbänden zur Chancengleichheit von 2001 hat daran nichts geändert.
Dieses Lohngefälle liegt in Führungspositionen übrigens noch einmal fünf Prozentpunkte über dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen. So verdienen die in der Privatwirtschaft angestellten weiblichen Führungskräfte monatlich durchschnittlich 3.410 Euro brutto, die männlichen 4.760 Euro. Darüber hinaus erhalten Männer auch höhere jährliche Sondervergütungen.
Und am anderen Ende der Lohnskala trifft die Ausweitung des Niedriglohnsektors vor allem Frauen. Denn rund 30 Prozent aller erwerbstätigen Frauen erzielen nur Niedriglöhne. Ihr Anteil an allen Beschäftigten im Niedriglohnsektor liegt bei fast 70 Prozent. Ein von uns Grünen geforderter flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn käme also gerade diesen Frauen zugute.
Wir meinen: Für die Gleichstellung von Frauen sind gesetzliche Maßnahmen unerlässlich. Die angekündigte Frauenquote in der Deutschen Telekom geht hier einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Frauen müssen aber nicht nur in höhere Gehaltsklassen vorrücken. Sie müssen auch in Aufsichtsräten, Vorständen und Führungspositionen gleichberechtigt vertreten sein.
Daher fordern wir Grünen nicht nur ein allgemeines Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, sondern auch eine gesetzliche Frauenquote in Aufsichtsräten.
Ministerin Schröder: Ein Totalausfall
Offiziell wird der Equal Pay Day auch durch das Bundesfrauenministerium unterstützt. Tatsächlich aber setzt Ministerin Schröder in dieser Frage – allen negativen Erfahrungen zum Trotz – unverdrossen auf Freiwilligkeit bei der Wirtschaft.
Anstatt der Lohnungleichheit für Frauen einen gesetzlichen Riegel vorzuschieben empfiehlt Frau Schröder der deutschen Wirtschaft zur Analyse der Lohnunterschiede in Unternehmen allen Ernstes das Computerprogramm "Logib-D". Dieses ist aber nur teilweise in der Lage, eine geschlechtsdiskriminierende Bewertung von Tätigkeiten zu erkennen – abschaffen kann es diese schon gar nicht.
Von dieser Frauenministerin ist höchstens Stillstand in der Gleichstellungspolitik für Frauen zu erwarten.
Quelle: www.bundestag.de