„Frauen an die Macht“ – Sechs Leipzigerinnen schildern ihre Gedanken zum Frauentag

Pressebericht, Leipziger Volkszeitung, 08.03.2012

von Manuela Tomic

Leipzig. Anlässlich des internationalen Frauentages fragte LVZ-Online sechs Frauen aus den verschiedensten Bereichen, wie es um die Gleichberechtigung im Jahr 2012 steht. Es müsse noch viel getan werden, war häufig die Antwort. Wo es noch Nachholbedarf gibt, erklären die Frauen selbst:

Madeleine Schmatolla – Die berufstätige Mutter

„Es ist gut, dass der Frauentag nach wie vor Aufmerksamkeit genießt. In der Arbeitswelt gibt es in einigen Berufen nach wie vor Gehälterunterschiede zwischen Frauen und Männern. Ich bin Krankenschwester und glücklicherweise in einem Beruf, wo das nicht so ist. Ich sehe durchaus positive Entwicklungen im Bereich der Kindererziehung, da es mittlerweile zum Alltag gehört, dass sich auch Männer gerne um die Kinder kümmern.“

Madeleine Schmatolla ist berufstätige Mutter und lebt in Leipzig.

Ina Feige – Die Anwältin

„Wir sind sehr weit von einer Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau entfernt. Ich arbeite unter anderem im Familienrecht und habe die realistischen Lebensverhältnisse der Frauen vor mir. Da ist es in der Regel so, dass die Männer die finanziellen Ressourcen verwalten und die Frauen aufgrund der Kindererziehung Einbußen im Beruf haben. Wenn es jedoch zu einer Trennung kommt, geraten Frauen häufig in finanzielle Nöte. Die Ehe stellt keine Garantie mehr für eine lebenslange Versorgung da. Daher sollte sich jede Frau bewusst sein, dass sie sich auch beruflich engagieren muss und nicht zu lange von der Berufslaufbahn fern bleiben sollte. Das ist aber oft schwer zu organisieren, da es nicht genug Kinderbetreuungsplätze gibt und die Kindererziehung nach wie vor bei den Frauen haften bleibt. Aber viel problematischer ist trotzdem, dass Frauen mit gleicher Qualifizierung und gleicher Arbeitszeit nachweislich geringere Einkünfte als Männer haben. Was die Frauenquote angeht, die gerade diskutiert wird, finde ich es traurig, dass es überhaupt eine Quote braucht.

Momentan sehe ich aber keine bessere Regelung, daher bin ich für die Quote. Unserer Gesellschaft würde es viel besser gehen, wenn mehr Frauen, fern von der Quote,  Führungspositionen einnehmen würden.“

Ina Feige betreibt gemeinsam mit zwei Kolleginnen ein Anwältinnen-Büro in Leipzig. Unter anderem ist sie auch Mediatorin für Familienrecht und Mitglied des „Koordinierungsgremiums gegen häusliche Gewalt Leipzig“ (KOG)

Monika Lazar – Die Politikerin

„In Sachen Gleichberechtigung gibt es noch viel zu tun. Ich nehme das positiv wahr, wenn in den Medien über Quoten, Arbeitszeiten und Entgeltgleichheit diskutiert wird. Es ist auch 2012 noch ein wichtiges feministisches Ziel, das Recht von Frauen, auf allen Entscheidungsebenen gleichberechtigt beteiligt zu werden, einzufordern. Die Quote ist eine Maßnahme, die funktioniert, aber nicht für sich allein steht. Politischer Wille und flankierende Maßnahmen sind für den Erfolg zwingend notwendig. Die Statistik zeigt, dass Frauen selten in Führungspositionen agieren, weniger Gehalt für die gleiche Arbeit bekommen und aufgrund unseres gegenwärtigen Steuer- und Sozialsystems auch bei der Rente schlechter gestellt sind – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Es ist wichtig, verschiedene Merkmale der Diskriminierung in den Blick zu nehmen und sie nicht gegeneinander auszuspielen. Die verschiedenen Benachteiligungen müssen gleichrangig behoben werden.“

Monika Lazar ist für die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Sprecherin für Frauenpolitik und Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus.

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