Fachgespräch vom 20. Juni 2011 in Berlin
Gebärerin, Hausfrau, Mitläuferin - trifft dieses althergebrachte Rollenbild heute noch auf Frauen in der rechtsextremen Szene zu? Ja und nein, so das differenzierte Fazit aus unserem öffentlichen Fachgespräch mit fünf Referentinnen und rund 70 interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Nach wie vor in der gesellschaftlichen Wahrnehmung unterrepräsentiert, gewinnen Frauen in der Nazi-Szene zunehmend an Bedeutung. Häufig verknüpfen sie ihre Aktivitäten als Mütter mit politischen Zielen. So engagierten sich in der Wiking-Jugend maßgeblich Frauen und erzogen 42 Jahre lang – bis zum Verbot – nahezu ungehindert Kinder zu Nazis. Auch innerhalb der "Gesellschaft für freie Publizistik" oder in der "Hilfsorganisation für nationale Gefangene", welche Nazis im Gefängnis betreut, agieren sie und stabilisieren die rechtsextreme Szene. "Immer mehr junge Frauen kommen allein und aus eigenem Antrieb zur NPD, nicht nur als Freundinnen von Nazi-Männern.", stellt Andrea Röpke, die als Journalistin und Autorin im Nazi-Spektrum recherchiert, fest. Heute ist geschätzt jeder fünfte Neonazi weiblich. Wenn auch keine gewählte Frau im Bundesvorstand der NPD sitzt, so hat die NPD doch immerhin 23 Prozent weibliche Mitglieder. In der mittlerweile verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend e.V. (HDJ) betrug der Frauenanteil sogar 40 Prozent. Besonders in Wahlkämpfen werden Frauen gern als freundliche Sympathieträgerinnen eingesetzt.
Die Dokumentation des Fachgesprächs in Form eines Readers steht nun zum Download und zur Bestellung [hier] bereit.