Fraktionbeschluss vom 20. März 2012, Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich pro Stunde 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Rund 81 Prozent der Betriebe im Westen und 64 Prozent im Osten bezahlen Frauen weniger Gehalt als Männern. Deutschland ist damit bei der Entgeltgleichheit seit Jahrzehnten eines der Schlusslichter in Europa. Frauen erhalten nicht nur weniger Gehalt, sondern oft auch weniger Sonderzahlungen und Gewinnbeteiligungen. Sie werden seltener befördert und haben geringere Aufstiegschancen. Das Modell des männlichen Alleinernährers in der Ehe, basierend auf dem ungerechten Steuersystem, ist immer noch weit verbreitet. Eine wichtige Ursache für Entgeltdiskriminierung ist die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung.
Daher sind auch Maßnahmen notwendig, die an strukturelle Anreize für geschlechtsspezifische Arbeitsteilung ansetzen – von besserer Kinderbetreuung bis hin zu Reformen im Steuer- und Transfersystem mit dem Ziel einer eigenständigen Sicherung. Oft wird angeführt, dass die Entgeltlücke auf unterschiedliche Bildung und Ausbildung, typische Berufswahl sowie selbstgewählte Arbeitszeitmodelle wie Teilzeitarbeit oder Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Kindererziehungszeiten zurückzuführen sei. Hierbei handelt es sich allerdings um individuelle Anpassungsstrategien an strukturelle Bedingungen, wie mangelnde Kinderbetreuungsangebote und starre Arbeitsmodelle.
Selbst wenn die genannten Faktoren berücksichtigt werden, lässt sich der Gender Pay Gap nur mit Entgeltdiskriminierung vollständig erklären. ...
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