Anlässlich der Veröffentlichung der Untersuchung der Universität Bielefeld „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Behinderungen in Deutschland“ erklären Markus Kurth, Sprecher für Behindertenpolitik, und Monika Lazar, Sprecherin für Frauenpolitik:
Frauen mit Behinderungen sind allen Formen von Gewalt deutlich häufiger ausgesetzt als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt. Die Universität Bielefeld präsentiert dazu erschreckende Zahlen: Mädchen und junge Frauen mit Behinderung erleben zwei- bis dreimal häufiger sexuellen Missbrauch als Frauen ohne Behinderung. Am stärksten von Gewalt betroffen sind gehörlose Frauen und Frauen mit psychischen Erkrankungen. Besonders alarmierend ist, dass 38 Prozent der Frauen, die in Einrichtungen der Behindertenhilfe leben, Opfer von sexuellen Gewalthandlungen werden.
Es ist an der Zeit, wirksame Präventionsmaßnahmen zu verstetigen. Die im Neunten Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX) geforderten Projekte zur Stärkung des Selbstbewusstseins von Frauen mit Behinderungen müssen endlich realisiert werden. Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe müssen flächendeckend barrierefrei zur Verfügung stehen. Das ist noch lange nicht der Fall.
Die Bundesregierung muss entsprechende Projekte für die Zukunft absichern. Das Pilotprojekt ?Frauenbeauftragte in Einrichtungen der Behindertenhilfe? hat die ersten Frauen mit Behinderungen zu Frauenbeauftragten ausgebildet. In ihren Einrichtungen stehen sie als Ansprechpartnerinnen auf Augenhöhe zur Verfügung. Angesichts der heute präsentierten Zahlen darf nicht in Frage stehen, dass solche Projekte weitergeführt werden müssen.