Ministerin setzt auf Selbstverpflichtung

Pressebericht, taz, 28.01.2011

Die Frauenquote war immer ein rotes Tuch für Kristina Schröder. Scheinbar bewegt sie sich doch etwas. Sie will die Industrie per Gesetz auf eine Selbstverpflichtung festlegen.

VON MANUELA HEIM


BERLIN taz | Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) wagt sich nun doch an eine Quote, um den bislang geringen Anteil von Frauen in Top-Positionen zu erhöhen. Einen für alle Unternehmen einheitlichen Frauenanteil lehnt sie aber weiter ab, stattdessen setzt sie auf die gesetzliche Verpflichtung zur Selbstverpflichtung. "Da lachen sich die Wirtschaftsleute doch krank", kontert die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Monika Lazar.

Eine gesetzliche Frauenquote, wie sie ihre Vorgängerin und jetzige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorgeschlagen hatte, lehnt Schröder ab. Nichts rechtfertige "die wohlfeile Forderung nach einer für alle Unternehmen einheitlichen Frauenquote", schrieb Schröder am Freitag in einem Gastbeitrag im Handelsblatt. Stattdessen will sie eine flexible Quote, die jedes Unternehmen ab einer bestimmten Größe für Vorstand und Aufsichtsrat festlegen muss.

Eine gesetzliche Pflicht zu dieser Selbstverpflichtung soll es aber erst geben, wenn sich der durchschnittliche Frauenanteil in diesen Gremien bis 2013 nicht verdreifacht hat. Für Unternehmen, die dann eine Quote von 30 Prozent erreicht haben, soll die gesetzliche Verpflichtung zur Selbstverpflichtung ganz entfallen. Schröder erhofft sich von der Veröffentlichung der Quoten einen "gleichstellungspolitischen Diskurs, wie wir ihn in dieser Qualität noch nicht erlebt haben". Im Frühjahr will sie den ausgearbeiteten Stufenplan vorlegen.

Lazar begrüßte zwar, dass sich Schröder endlich bewege. "Aber das sind ja nicht einmal Tippelschrittchen", sagte sie der taz. Seit 10 Jahren gebe es die Freiwilligkeit, und man müsse anerkennen, dass sie absolut nichts gebracht habe. Der in dieser Woche veröffentlichte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung unterstreiche die Notwendigkeit einer Quote. Lazar: "Und jetzt sollen wir wieder bis 2013 warten, ehe etwas passiert?"

Auch der frauenpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, geht Schröders Vorschlag nicht weit genug: "Die ,Flexiquote' ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an Entscheidungspositionen, dem jedoch noch weitere folgen müssen."

Die Chefetagen der deutschen Top-Unternehmen sind fest in Männerhand. Einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge haben mehr als 90 Prozent der 100 größten Unternehmen nicht eine einzige Frau im Vorstand.


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