Tausende Hausfrauen, die in der DDR von ihren Männern geschieden wurden, leben heute in Altersarmut.
Nicht mal für ein Pult hat das Geld gereicht. Als Ute Lauterbach vom Verein der in der DDR geschiedenen Frauen auf dem Leipziger Augustusplatz eine Wutrede hält, fliegen ihr nach wenigen Minuten die Manuskriptseiten durcheinander. Etwas Improvisation, dann findet Lauterbach ihn wieder, "den Brief von Frau Merkel", den sie laut vorlesen will. "So sehr ich mir Ihres Anliegens bewusst bin", schreibt die Bundeskanzlerin darin, "so sehr bedauere ich, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich Ihnen nicht weiter behilflich sein kann." Hundert Rentnerinnen, im Halbkreis um Lauterbach stehend, pusten in ihre Trillerpfeifen. Schon einen Moment später ist dann jedoch wieder Stille. Lauter Protest liegt den Seniorinnen nicht. Dafür haben viele der Frauen hier weiße T-Shirts übergestreift, mit Sprüchen darauf: "So werden wir niemals ein Volk", in Textilfarbe...
Ist das das Scheitern der Politik? Die Opposition kritisiert Vaatz‘ Haltung. Die Leipzigerin Monika Lazar, frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, hält die Benachteiligung der in der DDR Geschiedenen für "untragbar und abwegig". Einerseits seien ihnen nach der Wende alte Rentensicherheiten genommen worden, andererseits aber ausgleichende Regelungen wie der Versorgungsausgleich verwehrt geblieben. "Die Rentenüberleitung im Zuge der deutschen Einheit war kompliziert", so Lazar. "Man verschob daher manche Regelungen auf später – und vergaß sie dann ganz." Auch Lazar wirft CDU und FDP vor, auf eine »biologische Lösung« des Problems zu warten: "Ich empfinde das als Schande für unsere Politik und die gesamte Demokratie", sagt sie. Jedoch: Auch Lazars eigene Partei, unter Bundeskanzler Gerhard Schröder immerhin sieben Jahre an der Regierung beteiligt, hat diese Schande nicht abzuwenden vermocht. "Möglicherweise", so Lazar, "wurde damals das Problem noch nicht so deutlich an die Politik herangetragen."... [lesen]
Quelle: www.zeit.de