14.12.2006

Politik zum Anfassen gefragt – ehrlich, konkret, bürgernah

Zur heutigen Vorstellung der aktuellen Ergebnisse der Studie „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – Eine Langzeituntersuchung“ von Prof. Wilhelm Heitmeyer erklärt Monika Lazar, Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus:

Politikerinnen und Politiker müssen lernen, vor Ort den Bürgerinnen und Bürgern mit aufrichtigem Interesse und Mitgefühl zuzuhören. Solange sich Menschen in ihren praktischen Problemen und Sorgen nicht ernst genommen sehen, bleibt für viele Demokratie nur ein bedeutungsloses Schlagwort.

Dass Demokratieverdrossenheit in Deutschland um sich greift, verdeutlichen die statistischen Ausmaße gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Je stärker eine sozial-emotionale Desintegration erlebt wird, desto häufiger geht sie einher mit abwertenden Einstellungen gegenüber anderen Gruppen. So ist Fremdenfeindlichkeit in verschiedenen Ausprägungen bereits bei mehr als jedem zweiten Deutschen festzustellen. Auch gegen die islamische Kultur bestehen starke Abwehrhaltungen. „Wer schon immer in Deutschland lebt, sollte mehr Rechte haben als ein später Zugezogener“, meinen 41%. Die Politik ist aufgerufen diesen Entwicklungen eine Kultur von Anerkennung, Wertschätzung und Integration entgegenzusetzen.

Da helfen keine Sonntagsreden – inhaltliche Kontinuität ist notwendig. Dazu gehört eine verlässliche Finanzgrundlage für zivilgesellschaftliche Initiativen ebenso wie zum Beispiel Kreativität bei der Aufstellung kommunaler Haushalte, damit die Mittel für Jugend- und Bildungsarbeit vor Ort erhalten bleiben. Aber letztlich können bessere Perspektiven nur entstehen, wenn die gesamte Gesellschaft sich verantwortlich fühlt.

Politik und Verwaltung müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Das Verstecken hinter Zuständigkeiten hilft nicht weiter – im Gegenteil, es fördert ein Schubladendenken und führt allzu oft zu Gleichgültigkeit gegenüber allem, was nicht in den eigenen Abteilungsbereich fällt. Politik muss in Verantwortlichkeiten denken und handeln, denn unsere Gesellschaft ist nicht teilbar.

 

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