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Bereitschaft ist da, über Extremismus zu reden
Döbelner Anzeiger vom 21.02.2006
Von Heike Stumpf
Was er gestern Abend initiierte, dafür brauchte er kein Geld, sondern lediglich die Bereitschaft, Zeit zu opfern und mitzumachen. Vorsitzende Elsbeth Pohl-Roux hatte zur zweiten Gesprächsrunde nach Klosterbuch eingeladen. Dazu begrüßte sie mehr als 20 Gäste, darunter auch die Leipziger Bundestagsabgeordnete Monika Lazar (B 90/Grüne). Diese hatte sich zuvor selbst ein Bild von den Angeboten für Jugendliche in Leisnig gemacht und bescheinigte, dass diese recht ordentlich und zu erhalten sind. Lazar versicherte außerdem, dass sie das Engagement vor Ort unterstützen und Anregungen mitnehmen will, was die Bundesregierung gegen Rechts- und Linksextremismus tun kann.
Dass es den Leisnigern um beide Formen geht, wollen sie im Namen deutlich machen: Forum für demokratisches Miteinander gegen Extremismus. Dort bringen sich unter anderem Vertreter beziehungsweise Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins, des Fördervereins für Kinder- und Jugendfreizeit sowie des Alternativen Jugendzentrums ein. Weitere Mitwirkende sind nach der Worten von Elsbeth Pohl-Roux willkommen. Einige Partner hat sie auch schon für das Projekt „Historischer Bahnhof Klosterbuch“ gefunden. Bei der Verwirklichung will sie arbeitslose Jugendliche einbeziehen und ihnen damit Perspektiven geben.
Dass genau diese im Osten zu oft fehlen, stellte Dieter Kunadt, Chef der Orts-PDS, fest. Aus diesen und anderen Gründen sei Nährboden für extremistische Entwicklung da. „Dem kann die Politik entgegenwirken, indem sie die Rahmenbedingungen für Arbeitsplätze, auch für junge Leute, schafft“, so Kunadt.
Karsten Fischer ist einer, der in das Bahnhofsprojekt eingebunden werden soll. Er freut sich auf diese Aufgabe. „Da können wir zeigen, dass wir nicht die Bösen sind“, sagte er. Der Jugendliche lebt mit anderen jungen Männern in einer Wohngemeinschaft in einem Haus an der Chemnitzer Straße. Sie sind nach Fischers Worten so manches Mal in Bedrängnis geraten. „Erst vorige Woche wurde bei uns eine Fensterscheibe eingeschlagen, dabei haben wir keineswegs provoziert“, so Fischer. Einer seiner Mitbewohner sprach von einer Besserung des Lebensstils. Vor dem Haus sei morgens als erstes Schnee geschippt, laute Musik am späteren Abend sei tabu. Allerdings ärgere er sich über Beschuldigungen. Vorwürfe aus der Welt zu schaffen, bot Vize-Bürgermeister Manfred Wehrmann an. Eine Einladung zur Beratung des Ältestenrates soll folgen.
Dass Gesprächsbedarf und Gesprächsbereitschaft da sind, zeigte die Runde. Für die Be-Greifen-Vorsitzende war das eine Bestätigung dafür, dass sich das Forum die richtigen Ziele gesetzt hat. Eines davon heißt: über Generationen hinweg das Gespräch suchen. Bundestagsabgeordnete Monika Lazar besucht Leisnig und Klosterbuch.
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