Onlinetagebuch zur INFOTOUR

Eindrücke Monika Lazars während der Tour zu Initiativen gegen Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern.

Tag 3 - in Brandenburg

Am 20.4. führte mich mein Tourplan nach Brandenburg. Dieser Termin hatte in den letzten Tagen durch den rassistischen Übergriff zu Ostern in Potsdam ungewollt Brisanz erlangt. Plötzlich ist das Thema „Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus“ wieder in aller Munde. Das gibt uns die Chance, die weitere Finanzierung der Bundesprogramme wieder in den Vordergrund zu platzieren.

In Brandenburg hatte ich zwei Stationen. Von grüner Seite wurde ich begleitet von Yvonne Plaul (LaVo Brandenburg und LAG Demokratie und Recht) und von Benjamin Raschke (Landesgeschäftsstelle Brandenburg). Am Vormittag traf ich in Halbe ein. Dieser Ort ist ja überregional bekannt für seinen „Waldfriedhof“ bzw. dafür, dass sich rechtsextreme Kameraden regelmäßig dort treffen wollen, um ihren vermeintlichen Helden zu huldigen.

Wir trafen uns in der „Denkwerkstatt Halbe“, der ehemaligen Schule, wo die örtliche Geschichte hautnah erlebbar wird. Dieses Projekt besteht seit einem Jahr und wird gemeinsam getragen von der Gemeinde Halbe, dem Landesverband vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und einem Berliner Architektenbüro.
Frau Wedel vom Volksbund erläuterte die Konzeption, weitere Ausführungen kamen vom Mitarbeiter der Werkstatt Herrn Fontane, dem stellv. Bürgermeister und der örtliche Pastorin Frau Labes. Frau Weber vom örtlichen Aktionsbündnis schilderte uns anschaulich, wie die Gegenaktivitäten die letzten Male vorbereitet wurden und was weiter geplant ist.

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Gesprächsrunde in der "Denkwerkstatt Halbe"

Auf Nachfrage erfuhren wir, wie die einheimische Bevölkerung mit der „Denkwerkstatt“ klarkommt. Die Resonanz ist sehr unterschiedlich. Die engagierten Leute haben daran großes Interesse, viele warten aber erst mal zurückhaltend ab, was da so geplant ist. In der Ausstellung selbst ist an mehreren Orten Platz gelassen für Zeitzeugendokumente der örtlichen Bevölkerung, die leider nur sehr langsam gefüllt werden. Die anschließende Führung war sehr beeindruckend. Leider musste es etwas schnell gehen, da sich nach mir noch der brandenburgische Bildungsminister angesagt hatte. Geballte Politprominenz also in Halbe.

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Rundgang durch die Ausstellung in der "Denkwerkstatt

Danach besuchten wir mit fachlicher Führung den Waldfriedhof Halbe. Da flatterte mir an einem Gedenkstein gleich ein Kranz mit der Aufschrift „Kameradschaft Leipzig“ entgegen. Die Wahrnehmung der Rechtsradikalen ist aber nur sehr scheuklappenmäßig, da hier nicht nur gefallene Soldaten begraben sind, sondern auch Zivilbevölkerung, Flüchtlinge, ZwangsarbeiterInnen, Wehrmachtsdeserteure und Tote eines regionalen NKWD-Lagers.

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Auf dem Waldfriedhof in Halbe

Nach diesen historischen Einblicken machten wir uns gemeinsam mit Wolfram Hülsemann, Leiter vom Landesprogramm „Toleranten Brandenburg“, auf den Weg nach Königs-Wusterhausen. Während der Fahrt erzählte uns Herr Hülsemann über das seit 1998 erfolgreich geführte Landesprogramm, das von Anfang an vom Land finanziert wird. Ich war ganz begeistert und konnte nicht verstehen, warum diese guten Erfahrungen von Brandenburg keinen Auswirkungen auf die anderen östlichen Bundesländer haben. Er bestätigte mir, dass Erfahrungswerte nur ungern übernommen werden, meistens ist man bei diesem Thema beratungsresistent. Ich werde jedenfalls versuchen, diese Vorgehensweise auch auf Bundesebene noch bekannter zu machen.

In Königs-Wusterhausen erwarteten uns zwei junge Aktivisten der örtliche Antifa.
Sie versuchen mit kulturellen Aktivitäten unter dem Label „Bunte Aktion“ besonders Jugendliche zu erreichen. So wurde im letzten Jahr erstmalig ein Open-Air-Konzert „Aufmucken gegen Rechts“ organisiert, das so erfolgreich war, dass die Jugendlichen in diesem Jahr schon professionell an die Organisation heran gehen. Es gibt diesmal sogar Projektmittel von der Landesregierung.

Im letzten Jahr versuchte die Antifa in Königs-Wusterhausen auch zum CSD vor dem Rathaus eine Regenbogenfahne zu hissen, was vom Bürgermeister mit fadenscheinigen Gründen verhindert wurde. Da in diesem Jahr der nächste Versuch geplant ist, habe ich meine Unterstützung zugesagt. Mal sehen, ob der Bürgermeister die Aktion in diesem Jahr anders sieht.

Die vielen kleinen Beispiele zeigen, was man vor Ort mit einer kleinen aktiven Gruppe ohne viel Geld und mit Engagement so alles auf die Beine stellen kann, was zunehmend auch in der Öffentlichkeit honoriert wird.
Mit diesen optimistischen Ausblicken machte ich mich im warmen Frühlingssonnenschein auf den Rückweg nach Berlin. Von dort geht es morgen weiter nach Norden nach Mecklenburg-Vorpommern.

[Sehen Sie hier noch einige Fotos des 3. Infotourtages.]

[Lesen Sie zu den anderen Tagen: Onlinetagebuch - Übersicht]

 

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