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Onlinetagebuch zur INFOTOUR
Eindrücke Monika Lazars während der Tour zu Initiativen gegen Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern.
Tag 4 - in Mecklenburg-Vorpommern
Am 21.4. führte mich meine Tour in den Norden nach Ducherow in Ostvorpommern. Dort traf ich mich mit Günther Hoffmann (Bunt statt braun Anklam) und Lena Fassnacht (Bunt statt braun Rostock). Von grüner Seite nahmen Chris Labouvie und Michael Woitacha aus Peenemünde und Hendrik Fulda aus Neustrelitz teil, die alle zur Landtagswahl im September kandidieren.
Günther Hoffmann berichtete, dass die NPD hier nicht so präsent ist, sondern die verschiedenen Kameradschaften hier das Geschehen dominieren. Die meisten Aktiven sind dabei relativ jung. Nach den Gewaltexzessen in den 90er Jahren wird die Szene intern diszipliniert, um sich einen „akzeptablen Anstrich“ zu geben.
Im Landtag wurde kürzlich eine Resolution von allen drei Parteien (SPD, PDS, CDU) verabschiedet, das sich positiv zu den Civitasprogrammen äußert, das bürgerschaftliche Engagement lobt und mit Preisausschreiben punkten will. Was aber fehlt dabei? Natürlich wieder einmal die finanzielle Unterstützung des Landes, das auch noch rot-rot regiert wird. Es ist immer wieder dasselbe: Das Geld der Bundesprogramme wird gern genommen, aber wenn das Land sich finanziell beteiligen soll, dann kommt ein entschiedenes nein. Leider ist es auf kommunaler Ebene nicht viel anders.
Lena Fassnacht berichtete von den Erfolgen von „Bunt statt braun Rostock“, das es schon seit 2000 gibt. Das Bündnis ist anerkannt und arbeitet parteiübergreifend im kulturellen und politischen Bereich. Es finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Sponsoring. Es gibt drei hauptamtliche MitarbeiterInnen, die aber nur eine kurzfristige Finanzierung erhalten, da das Bündnis nicht über eine institutionelle Förderung verfügt. Dies ist ein Problem, das auf meiner Tour immer wieder auftaucht: Personalstellen werden selten finanziert.
Günther Hoffmann, Lena Fassnacht, Hendrik Fulda, Monika Lazar, Chris Labouvie, Michael Woitacha (v.l.n.r.)
Es ist aber so, dass die anfallende Arbeit nicht rein ehrenamtlich zu erledigen ist. Wenn die Arbeit der Initiativen anerkannt ist, ist es nötig, auch an die personelle Ausstattung zu denken. Dabei ist oft kein utopischer Geldbetrag nötig. Oft würde eine zusätzliche Summe von monatlich 1.000 € reichen, um eine Stelle abzusichern. Wenn man professionell agieren will, braucht man eben motivierte und bezahlte Leute. Da die Stadt Rostock finanziell auch schlecht dasteht, ist da aber wieder mal nichts zu machen. In unserer Runde wurde überlegt, ob man sich nicht noch etwas anderes einfallen lassen kann, eine Bürgerstiftung wurde angeregt.
Natürlich spielten bei unserer Situation auch die Probleme in Mecklenburg-Vorpommern eine Rolle, dass es im ländlichen Raum oft an engagierten Akteuren und an Akzeptanz der Gesellschaft mangelt. Die hohe Arbeitslosigkeit ist das bestimmende Thema. Die Abwanderung besonders von jungen Leuten ist anhaltend groß, die Einkommen sehr niedrig. Monatseinkommen von 800 bis 900 € sind an der Tagesordnung, wenn man Arbeit hat. Ducherow z.B. verfügt nur über 28% des durchschnittlichen Bundeseinkommens.
Mit diesen Problemen werden auch die Bündnisgrünen im Landtagswahlkampf zu tun haben. Wir waren uns einig, dass es in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern mit relativ wenigen aktiven Mitgliedern wichtig ist, in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Neben Themen wie Sozial- und Arbeitsmarktpolitik wird die Bekämpfung des Rechtsextremismus ein Schwerpunkt des Wahlkampfes sein. Ich habe meine Unterstützung zugesagt. Mein heutiger Besuch war der Anfang, wir werden in Kontakt bleiben.
[Pressebericht dazu in der ANKLAMER ZEITUNG vom 22.04.2006]
[Lesen Sie zu den anderen Tagen: Onlinetagebuch - Übersicht]
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